Niedernwöhren konnte uns stören

2. Halbzeit völlig schiefgelaufen: 3 Gegentore in 7 Minuten, zwei rote Karten

Es gilt Spiele, da fährt man als Weltmeister hin und kehrt zurück als Bademeister. So lässt sich schreiben, wenn man als Favorit anreist, das Spiel anders verläuft und man am Ende ohne Punkte dasteht. Dies passierte uns am 2. Spieltag in Niedernwöhren. Blicken wir zur Vorgeschichte: Der SC Auetal hatte zum Saisonauftakt mit 4:0 gewonnen und war Tabellenführer. Der Gastgeber aus Niedernwöhren unterlag mit 0:4 in Lauenau, rangierte am Ende der Tabelle. Eigentlich vermutet man eine klare Angelegenheit. Da brauchen wir nur anreisen, die Punkte einsacken und gut gelaunt den Heimweg antreten. Soweit die Theorie …

Die Praxis entwickelte sich völlig anders. Beide Mannschaften gingen mit veränderten Aufstellungen ins Spiel. Auf Auetaler Seite fehlten im Vergleich zur Vorwoche Jan-Frederik ‚Major‘ Meyer und Tim Neermann infolge Verletzungen. Marc Steinsiek, Ozan Gök und Alex Enzi trugen zwar das Auetaler Trikot, waren aber noch nicht fit. Gegner Niedernwöhren hatte derweil aufgerüstet. Verglichen mit der Pleite in Lauenau standen fünf neue Spieler in der Startelf, die einen guten Job machten.

Was fiel als erstes auf? Das „fiel“, denn Niedernwöhrens Spieler suchten im Spielverlauf etliche Male Bodenkontakt. Da starb man wimmernd vor sich hin, hoffte auf die heilenden Hände des Masseurs und spielte nach erfolgter Wiederbelebung weiter wie ein junger Gott. Schon in der 1. Spielminute lag Kapitän Jan-Luca Bövers auf dem Boden. Ein Krankenwagen brauchte jedoch niemals kommen.

Wir müssen zugestehen, dass Niedernwöhren weitaus mehr Chancen erarbeitete. Der Gastgeber operierte mit langen Bällen, suchte die einfache Spielweise. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass uns nicht sonderlich viel einfiel. War der Gegner schwach, agierten wir noch schwächer. Das sahen Niedernwöhrens Fan bei Spielschluss freilich völlig anders, die von einer tollen Partie sprachen und sich des Sieges freuten.

Als Niedernwöhren vier Chancen nicht nutzte (Niklas Dohm hielt bzw. vorbei geschossen), kam unser SCA zur ersten Möglichkeit. Es war bereits die 32. Minute. Samer Mahmo entwischte auf links seinem Gegenspieler, drang in den Strafraum ein und schoss platziert ins lange Eck; 0:1, die Auetaler Führung Solch ein Bild kennen wir. Das Tornetz beult sich, Samer Mahmo reckt stolz die Brust nach vorn …, und alle Auetaler feiern.

Die TuS-Spieler konnten diesen Verlauf nicht fassen. „Wir waren dran“, ärgerten sie sich. Und Trainer Carlo Calvo rief ermunternd auf den Platz: „Noch ist nichts verloren. Weiter, Jungs!“ Den Frust schleppten die Niedernwöhren-Spieler mit in die Halbzeitpause. „So ein Piss-Ding“, brummelte Kapitän Nils Hochmuth beim Gang in die Kabine. Des einen Leid, des anderen Freud.

Die Auetaler Mannschaft verschnaufte in der Halbzeit im Freien unter Bäumen. Das Bild erinnerte an Picknick-Idylle. Trainer Uwe Wolff ahnte jedoch Böses. „Wir hatten eine Chance – und die haben wir reingemacht. Aber 1:0 ist nicht die Führung, mit der wir zufrieden sein können. Ruht euch nicht darauf aus, das geht nach hinten los. Wir laden Niedernwöhren ein, verlieren viele Zweikämpfe. Die spielen nur lange Bälle, versuchen es stets durch die Mitte.“

Auf den Holzstühlchen zeigten sich Niedernwöhrens Fans verhalten optimistisch. „Das gewinnen wir noch 3:1“, orakelte Andreas Golly, der Vater von TuS-Spieler Niklas. Sofern ein Auetaler Schlachtenbummler dies mitbekam, lächelte er mitleidig angesichts des Größenwahns. Dass Vater Golly aber nahe an der Wahrheit lag, mussten wir letzten Endes leidvoll zugestehen.

Eigentlich ist eine 1:0 Führung ein interessantes Resultat. Man kann den Gegner kommen lassen, auf Konter lauern und dies gnadenlos dann ausnutzen. Aus unserer Sicht klappte das nicht. Noch schlimmer, denn binnen 7 Minuten münzte Niedernwöhren den Rückstand in eine 3-Tore-Führung um. Was war geschehen?

Niklas Golly passt von der Grundlinie in den 5m-Raum. Marvin Daus steht richtig und trifft um Ausgleich: 1:1 (58.min). Wenig später rettet Niklas Dohm in höchster Not bei einem Konter. Schiedsrichter Krowiorz sieht hier ein Foul und gilt Elfmeter. Diese Chance lässt sich Jan-Luca Bövers nicht entgehen und ballert die Kugel wuchtig rechts oben in den Winkel: 2:1 (59.min). Es kommt noch schlimmer. Erneut ein Konter, der eingewechselte Tanis Niemeier bedient Tim Nimptschke und es steht 3:1 (65.min).

Natürlich hoffte jeder auf die Auetaler Antwort. Die kam dann auch. Zuerst taucht Felix vor dem gegnerischen Torwart auf, doch Schlussmann Everding ist eher am Ball als unser Mittelfeldmann (66.min). Eine Minute später steigt das Adrenalin, denn Samer Mahmo verkürzt auf 3:2 (67.min). Sein Lupfer über Torwart Ehlerding in hohem Bogen unter die Latte ist sehenswert und zirkusreif.

Nils Mühlenharz

Trainer Uwe Wolff setzte inzwischen auf volle Offensive. Er brachte Ozan Gök, den Torgiganten früherer Zeiten, der nach Verletzungspause jedoch Trainingsrückstand hatte. Ein Pass auf Gök ist leider etwas zu lang und verfehlt um Zentimeter unseren Stürmer. Dann wird Samer Mahmo steil geschickt (73.min), doch Schiri-Assistent Kleinebeck winkt absteits. Die Auetaler Fans ärgern sich gewaltig und brüllen: „Nie und nimmer!“

Der SC Auetal macht Druck nun auf den Strafraum Niedernwöhrens. Das Spiel wird hektischer und endet in Rangeleien und wenig überschaubaren Aktionen. In der 82. Minute gibt’s heiße Diskussionen. Ein TuS-Spieler befindet sich am Boden. Der Schiri fragt den Assistenten und hört bei Niedernwöhrens Spielern nach. Tanis Niemeier hat ein Revange-Foul von Felix Rauhut gesehen. Samer Mahmo spuckt vor Verärgerung, bedenkt aber nicht, dass Niedernwöhrens Spielplatz der windigste in Schaumburg ist. Die Mundflüssigkeit von Samer trifft einen Spieler Niedernwöhrens.

So weit – so schlecht, denn Schiri Krowiorz zückt zweimal ROT: Für Felix Rauhut gibt es eine Sperre von 4 Spielen (spätestens bis 11.10.), für Samer Mahmo eine von 6 Spielen (spätestens bis 25.10.) Au Backe!

Im restlichen Spielverlauf dürfen wir noch drei Chancen mitschreiben. Tim Nimptsche ist auf und davon zum „tödlichen Konter“, doch Niklas Dohm hält (87.min). Ozan Gök packt den Freistoß-Hammer aus und drischt aus 20m auf das Niedernwöhren-Tor (92.min). Gianluca Wilharm rettet auf der Linie. Alex Enzi versucht es mit Verzweifelung aus 30m (95.min). Sein Bogenlampen-Schuss wird eine Beute von Torwart Ehlerding.

Dann war Schluss. Die Anhänger von Niedernwöhren zeigten sich wohlig zufrieden. Die Auetaler Fans fraßen den Frust in sich hinein. Dass es noch schlimmer als jenes 3:2 für Niedernwöhren ging, bewies das Auetaler Team dann eine Woche später. Gegen Pollhagen-Nordsehl-Lauenhagen verloren wir ohne Esprit mit 0:2. Doch das ist eine andere Geschichte.

S t a t i s t i k

TuS Niedernwöhren – SC Auetal 3 : 2 ( 0 : 1 )
Kreisliga Gruppe B, 2. Spieltag, Sportplatz Beerbusch, Niedernwöhren

Niedernwöhren: Everding – Langner, Hochmuth, Bövers, Immig – Kasseck (89. Kartalkus) – Nimptschke, Wilharm, Nottmeier (73. Raveendranathan), Golly (60. Niemeier) – Daus // Trainer: Calvo

Auetal: Dohm – Ebeling (65. Gök), F. Meyer, Mühlenharz (46. Steinsiek) – Dunkley, Moussa (86. Enzi) – Rauhut, Feldmann, Palermo – Maier, Mahmo // Trainer: Wolff

Schiedsrichter: Jens Krowiorz (TSV Hagenburg)
SR-Assistenten: Jonah Krowiorz + Kevin Kleinebeck (beide TSV Hagenburg)

Tore: 0:1 Mahmo (32.), 1:1 (58.) Daus, 2:1 (59.) Bövers / Foulelfmeter, 3:1 (65.) Nimptschke, 3:2 (67.) Mahmo

Gelbe Karte: Niedernwöhren: – // Auetal: Dohm (59./Foul)

Rote Karten: Rauhut (82./unsportliches Verhalten), Mahmo (83./unsportliches Verhalten)
Zuschauer: 66 (alles Sitzplätze)

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