Die Sparte Freizeitsport

75jsonntagmorgenIn der Jahreshauptversammlung des Jahres 1996 wurde die Sparte „Freizeitsport“ offiziell gegründet. In ihr sind zwei Sportgruppen aufgenommen worden, die Gruppe Radwandern und die Gruppe Sportabzeichen. Eine Radwandergruppe hatte es vorher nur in den Gründerjahren der Vereinsgeschichte gegeben, das Sportabzeichen wurde mit kurzen Unterbrechungen seit jeher abgenommen. Eines ist beiden Sportarten gemein, sie waren und sind es heute noch- Randsportarten.

Neben dem Turnen, der Leichtathletik und dem Fußball hat es zu allen Zeiten, bei allen Vereinen Randsportarten gegeben, die sich durchgesetzt haben und dann im Vereinsleben ihren festen Patz erreichten. Andere existierten nur vorübergehend, bildeten kurzfristig ein interessantes, sportliches Angebot und wurden dann nicht mehr betrieben. Allen gemeinsam war es, daß sich eine kleine Minderheit einer Sportart widmete und an dieser Freude hatte.

Es war in unserem Verein nicht anders.

Da war die kleine Gruppe, die im Jahr 1948 Theater spielte, die Faustballinteressenten, die für sich im Jahr 1950 eine große Zukunft sahen, die Boxer, die in Müller’s Saal eine kurze Zeit die Fäuste fliegen ließen. Schon größeres Standvermögen zeigten da die jungen Damen, die im Jahr 1949/50 unter Leitung der Zahnarzthelferin Gerda Schmidt mehr als ein ganzes Jahr auf dem Sportplatz a.d. Obersburg Handball gespielt hatten. Zeitzeugen erinnerern sich noch, wie Gisela Rubart, Ruth Gottschlich, Renate Kopperts, Anni Voss, Ilse Rosin, Waltraut Tetzlaff, Doris Reppstedt und andere dem kleinen Lederball nachliefen und ihre Tore vom 13-m Kreis warfen. Sie haben nicht schlecht gespielt, ist heute noch die Meinung in Fachkreisen.

Gewandert wurde im Verein zu allen Zeiten.

Am 10. Juli 1946, es war der Himmelfahrtstag, wurde eine gemeinsame Wanderung zum Hohenstein durchgeführt. Man traf sich bereits um 06.30 Uhr am Vereinslokal zu einer ganztägigen Wanderung.

Im Juli 1956, beim Kathrinhägener Jubiläumsfest wurde dem TuS sogar eine Wanderplakette überreicht.

In den folgenden zwei Jahrzehnten wurden vom Verein organisierte Wanderungen nur sporadisch veranstaltet.

75jwandertagDies änderte sich mit dem Jahr 1975 grundlegend. Der Vorstand dieses Jahres bereitete eine Volkswanderung vor, an der das ganze Dorf teilnehmen konnte. Volkswandertage und Himmelfahrtswanderungen wurden auch in den Folgejahren durchgeführt. Im Anschluß feierte man am Lagerfeuer. Die Vorbereitungen wurden auf breiten Schultern getragen. Die Feuerwehr unterstützte beim Lagerfeuer und Hausfrauen schnibbelten schon in den frühen Morgenstunden Kartoffeln, Gemüse und würfelten Speck für eine kräftige Gulaschkanone, die Klaus Richter in aller Regel kochte. Musikalisch begleitete nicht selten Gerd Matthä auf dem Schifferklavier. Irmi Grupe wußte zu berichten, daß trotz eines Startgeldes von DM 1.- in der Anfangszeit mindestens 100 Teilnehmer gezählt wurden. Zur Erinnerung erhielten alle Wanderer eine Wanderplakette.

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Sportplatz a.d. Obersburg
Eine 100- Laufbahn war im Kreis nicht überall eine Selbstverständlichkeit; gute Voraussetzungen, um das Sportabzeichen zu erwerben

Die Vorbeitung dieser Wanderungen lag in Händen von Dieter Lachmann, der zusammen mit Ruth und Dieter Kunze, Jürgen Bonau und Friedhelm Baule die Familienwandertage dieser und der späteren Jahre organisierte. Und wenn der Vorstand mal keine Zeit hatte, einen Wandertag zu veranstalten, fand sich fast immer jemand, dies zu tun. Der Wandertag der Tennissparte aus dem Jahr 1989 wird vielen noch in guter Erinnerung sein. Nach dem Motto „es gibt kein schlechtes Wetter, nur unzureichende Kleidung“ wurde nach Bodenengern gewandert und das Gut des Pferdezüchters Jongmann besichtigt.

Seit Beginn der 90er Jahre war das Interesse der Vereinsmitglieder für die schönen Wanderungen nicht mehr vorhanden, sie fanden nicht mehr statt.

Das Sportabzeichen wurde im Verein, zwar mit unterschiedlicher Intensität, schon immer abgenommen. In den frühen 50er Jahren setzte Wilhelm Zuttermeister den Beginn des Trainings für das Sportabzeichen im Mai an und die letzten Abnahmen fanden im Oktober statt. „Es waren damals nicht allzu viele, die die Bedingungen des Sportabzeichens absolvierten; es machten alle mit, die schwimmen konnten“, äußerte sich Wilhelm Zuttermeister und brachte damit eine Situation zum Ausdruck, die sich von der Gegenwart kaum unterscheidet. Die Abnahme der Schwimmübungen wurde im wesentlichen in Rolfshagen durchgeführt, wie aus dem Artikel der Schaumburger Zeitung am 25.08.1952 zu erkennen ist. Recht ungewöhnlich, doch für
damalige Zeiten wohl selbstverständlich, waren die Schwimmmzeiten.

Prüfungsabnahme in Rolfshagen

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„Weiten, Höhen und Sekunden“
Elsbeth Grummich-Erdmann und Silke Watermann nehmen seit Jahren das Sportabzeichen ab

Durch den Turn- und Sportverein Rehren A.O. findet am Sonntagmorgen ab 8 Uhr in der Badeanstalt in Rolfshagen die Abnahme der Schwimmübungen für das Jugendsportabzeichen statt. Bewerber werden gebeten, sich pünktlich in der Badeanstalt einzufinden.
Intensiver wurde die Arbeit um das Sportabzeichen betrieben, als Lehrer Erich Kynast und Ehefrau Johanna, beide waren im Besitz der Prüfberechtigung, die Sportabzeichenabnahme übernahmen. Vorbildliche Arbeit bescheinigte die SZ v. 16.März 1960 dem TuS und schrieb, „die Leichtathletikabteilung kann als Krönung ihrer Arbeit verzeichnen, daß im Laufe des Jahres einige Sportabzeichen erworben wurden“. In der Jahreshauptversammlung 1963 bestätigte Friedrich Westermann im Protokoll, daß dem „Sportfreund Jürgens“ das Sportabzeichen überreicht wurde.

Der Sportplatz war in diesen Zeiten in gutem Zustand und eine 100 Meter Laufbahn, zwei Sprunggruben und eine Kugelstoßanlage boten die besten Voraussetzungen, leichtathletischen Sport zu treiben. Wiederum zitierte die SZ am 17.Februar 1962 die gute Breitenarbeit des TuS und vermerkte, „mit besonderer Freude überreichte Vorsitzender Kynast acht Jugendsportabzeichen. Das Abzeichen in Bronze erlangten Karin Schwarzkopf, Angelica Siebenlist, Horst Westermann, Friedrich Stemme und Dieter Kynast. Bronze mit Silberkranz erhielten Heinrich Bredemeier und Klaus Ehlers, das Jugendsportabzeichen in Silber Ludwig Zuttermeister. Der Vorsitzende konnte dem Sportwart Wilhelm Zuttermeister dazu gratulieren, daß er die Bedingungen für das Goldene Sportabzeichen innerhalb von fünf Jahren fünf Mal erfüllt hatte“.

Solange sich Erich und Johanna Kynast um die Abnahme kümmerten, absolvierten TuS-Sportler immer wieder das Deutsche Sportabzeichen. Im Jahr 1968 konnten Heinrich Bredemeier, Nr.10 das bronzene, Heinrich Bredemeier, 1. Vorsitzender im Verein, das goldene und 1969 Karin Berg, Elfriede Seegers, Gudrun Siegel und Manfred Spitzer das bronzene Abzeichen entgegennehmen.

In den Protokollen des Vereins und der Schulchronik wurden Abnahmen im Sportverein danach nicht mehr erwähnt. Dem Kreissportbund wurden von 1977 bis 1987 keine Sportabzeichen zur Bearbeitung vorgelegt.

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Mit dem Sportabzeichen, aktiv und gesund Elke Watermann beim Weitsprung

Heinrich -Wilhelm Tegtmeier, 1988 zum Vereinsjugendleiter gewählt, brachte wieder Schwung in den fest gefahrenen „Karren“ um das Sportabzeichen. In Gerd Krimpenfort fand er schnell Unterstützung und
nach kurzer Zeit war es eine erstaunliche Schar von jungen und erwachsenen Sportlern, die sich der kleinen olympischen Prüfung um Gold, Silber und Bronze unterzogen. Die Rahmenbedingungen waren sicherlich nicht die besten, einige der Übungen wurden auf der Sportanlage in Rinteln absolviert. Es ist gute Chronistenpflicht, der VT Rinteln, mit deren Unterstützung bis 1992 das Sportabzeichen abgenommen werden konnte, herzlich zu danken. Heinrich-Wilhelm Tegtmeier konnte dieser Aufgabe wegen beruflicher Auslastung nur bis Ende 1990 nachgehen, Verantwortung und Arbeit lagen in den Folgejahren bei Gerd Krimpenfort. 1995 erwarben Elsbeth Grummich-Erdmann und Silke Watermann die Berechtigung zur Abnahme des Sportabzeichens, seit 1996 steht auch Uschi Tolkmitt als Abnahmeberechtigte zur Verfügung.

In all den Jahren hatte Wilhelm Zuttermeister, der das goldene Sportabzeichen insgesamt 38 Mal erworben hatte, seine Lizenz aufrecht erhalten und stand, wenn er gebraucht wurde, mit Rat und Tat zur Seite.

Das Sportabzeichen hat im letzten Jahrzehnt einen nie erwarteten Aufschwung erfahren. In diesen Jahren wurden beim TuS über 300 Sportabzeichen erworben. Die im Verein geleistete Arbeit blieb natürlich auch dem Kreissportbund nicht verborgen. Im Jahr 1992 wurde die Familie Padberg, die zum 2. Mal das Familiensportabzeichen erworben hatte, durch den Landessportbund ausgezeichnet. Die gleiche Anerkennung erfuhr die Familie Grummich-Erdmann im Jahr 1996. Der Vorsitzende des Kreissportbundes, Friedrich Meier, ließ es sich 1995 nicht nehmen, die erfolgreichen Sportabzeichenfamilien persönlich auszuzeichnen. Inzwischen haben zwölf Familien 29 Mal das Familiensportabzeichen erworben.

Die rasante Entwicklung, die der Freizeitsport beim TuS nahm, sollte sich auch in der Vereinsstruktur auswirken. Mit der Gründung der neuen Sparte „Freizeitsport“ wurden erstmalig sportliche Aktivitäten, die einer der klassischen Sparten nicht zuzuordnen waren, eigenständig in einer Sparte zusammengefaßt. Ihr Spartenleiter wurde Rolf Schlick. Dieser hatte Jahre zuvor einen anderen Bereich des Freizeitsportes ins Leben gerufen, das Radwandern.

75jfruehExakt am Sonntag, dem 24. April 1994, war die Radwandergruppe zu ihrer ersten Fahrradtour ins schöne Auetal gestartet. Zur Überraschung der 15 Teilnehmer, aber auch zur Verwunderung der Marktplatzbewoh- ner, absolvierten sie zunächst einige auflockernde Übungen, bevor es bei idealem Fahrradwetter auf die Strecke ging. Bei acht Touren im Gründungsjahr wurde Sonntag für Sonntag fast das ganze Auetal erforscht und erkundet. So manches Fleckchen Erde wurde neu entdeckt und immer wieder konnten die Radler feststellen, wie schön doch ihre unmittelbare Nachbarschaft ist.

Inzwischen wurde das Programm erheblich ausgeweitet. Radtouren ins Weserbergland oder in den Norden Schaumburgs, Fahrten entlang der Weser von Hameln bis Bodenwerder, von Hessisch-Oldendorf nach Rinteln und von Rusbend entlang dem Mittelland-Kanal durch den Schaumburger Wald nach Hiddesborn gehörten ebenso zum Programm wie die Radtouren um das Steinhuder Meer.

Nach dem Motto „Fit werden- Gesund bleiben“ hat sich mittlerweile ein fester Stamm gebildet, der sich den letzten Sonntagmorgen im Monat freihält. Zwanzig bis dreißig Freizeitsportler waren es immer, die sich der kleinen Herausforderung stellten, um das Beste für die eigene Gesundheit zu tun.

75jbosselnIn jüngster Zeit machten weitere Freizeitsportler von sich reden. Eine kleine, nicht ostfriesische Gruppe hatte im Jahr 1995 die Freude am „Bosseln“ entdeckt und sich zur vereinsinternen Meisterschaft auf dem Kammweg
eingefunden. Auch 1996 hat eine interessante Bosselnwanderung stattgefunden.

Horst Westermann, der die Veranstaltung organisierte, schließt nicht mehr aus, daß das Bosseln möglicherweise die dritte Gruppe der Freizeitsparte wird.

Eine Herausforderung? Sicherlich.