Starke Schlussphase sichert Weiterkommen im Pokal

„Bomber“ Müller hielt den tödlichen Elfmeter

Das Pokal-Los meint es in dieser Saison gut mit unserem SC Auetal. Hatten wir im Vorjahr noch über den leichten Weg eines Rivalen geklagt, der am Ende auch den Kreispokal gewann, ist Glücksgöttin Fortuna diesmal auf unserer Seite. Siege über Exten (4:0) und Hagenburg (3:0) führten unseren SCA ins Viertelfinale des Kreispokals. Dort lauerte mit TuS Germania Apelern zwar ein Tabellenführer auf uns, jedoch aus einer tieferen Klasse.

Es war schon harte Arbeit, die unsere Jungs in Apelern verrichten mussten. Am Ende sicherte ein 4:2 Erfolg das Weiterkommen. Noch stärker: Im Halbfinale erwarten wir in einem Heimspiel den SC Stadthagen (derzeit Platz 15 der Kreisliga). Auch das Endspiel bietet Chancen. Auf unserem Sportplatz an der Obersburg (Rehren A/O) steigt am 16. Juni das Finale. Alles toll. Wir müssen sportlich aber unsere beste Leistung abrufen und hoffen, dass wir stärker als die Gegner sind.

Zurück zum Viertelfinale gegen Apelern. Gab es hier einen Favoriten? Nein, beide Mannschaften galten als gleichwertig. Zwar räumt man uns als Klassenhöherem deutliche Vorteile ein. Doch die letzten vier Punktspiele hatten wir nicht gewonnen, holten nur drei mickrige Pünktchen. Das zehrt an der Moral der Mannschaft, lässt Selbstzweifel aufkommen, sorgt für Verkrampfung. Auf der anderen Seite TuS Germania Apelern. Zwar eine Klasse tiefer, dort aber Tabellenführer in der 1. Kreisklasse. Fünf Liga-Spiele hat der TuS in diesem Jahr bestritten … und alle gewonnen. Ein Gegner quasi von Format.

Apelern lief in neon-gelben Trikots auf. Eine solche Farbe hatten wir in dieser Saison noch nicht gesehen. „Die brauchen kein Flutlicht“, meinte Volker Müller, unser 2. Vorsitzender. „Die sehen aus wie Glühwürmchen.“ Auetal spielte in der gewohnten roten Kleidung.

Anfangs plätscherte das Spiel vor sich hin. Dann plötzlich, in der 17. Minute, gab’s Torjubel. Leider von den Falschen. Florim Mustafa, Dreh- und Angelpunkt der Gastgeber und früher beim VfL Bückeburg und SC Rinteln am Ball, hatte kurz vor der Strafraumgrenze einfach mal aufs Tor geschossen. Diese Aktion kam überraschend. Auch unser Torwart ‚Bomber‘ Müller zeigte sich verwundert, als die Kugeln in den Winkel einschlug und Apelern mit 1:0 in Führung lag.

Es wurde düster in den Gesichtern der Auetaler Fans genau wie auf dem Rasen, denn trotz der Dämmerung ließ man sich mit dem Flutlicht Zeit. Erst ab der 25. Minute glommen die Birnen und nach und nach stellte sich eine gewisse Leuchtkraft ein. Auch die Auetaler Gesichter sahen wieder freundlicher aus, als der SCA nun besser ins Spiel fand. Nach einer Basti-Wagner-Flanke köpfte Ercan Adsiz das Leder knapp über das Tor (28.min).

Die Angriffsmühen fanden ihren Lohn. Wieder ist es Sebastian Wagner, der mit einem langen Einwurf den Ball vors Tor bringt. Marc Steinsiek steht goldrichtig und stochert das Leder über die Linie: 1:1 (32.min). Alles ist wieder offen. Bis zur Halbzeit durfte sich Basti Wagner noch zweimal im Torschuss üben. Nach einem Philip-Dunkley-Pass schießt unser Stürmer aus der Drehung. Die Kugel fliegt knapp über das Lattenkreuz (37.min). Dann wieder Basti, diesmal in Rücklage, knapp drüber (43.min). Das Unentschieden zur Pause galt als gerecht. „Bei uns ist momentan zu wenig Tempo““, monierte Jens Kästel, der Verantwortliche unserer Mannschaft.

Würde es nach dem Seitenwechsel besser? Leider nicht. „In der 2. Halbzeit haben wir schlecht gespielt. Wir waren zu fickrig“, bekannte Ercan Adsiz. Zumindest sahen wir erst einmal einen guten Auetaler Angriff. Ebeling – Mahmo – Steinsiek – Neermann, so lauteten die Stationen, doch zischte das Spielgerät am Ende einen Meter über das gegnerische Tor (48.min). Wie man es besser macht, zeigte im Gegenzug der TuS Germania. Apelern fährt einen Konter … und Belmin Bikic, einer von drei 19-jährigen in der Startelf der Gastgeber, nagelt den Ball von rechts oben in den Winkel: 2:1 (49.min). Kickt Apelern den Kreisligsten aus dem Wettbewerb?

Es sah so aus, denn unsere Abwehr zeigte starke Schwächen. Albert Kalis hat eine Mengen Platz, marschiert durch unsere Defensive und wird im Strafraum gefoult. Elfmeter !!! Marco Gregor ist erbost und tobt. „Wir machen komplett den Schacht auf. Das gibt’s doch nicht!“ Auch Alex Enzi, der das Foul beging, denkt über Unterlassenes nach. „Kalis marschiert über das halbe Feld, geht durch vier Spieler. Wir sind zu brav und lassen alles laufen. Ein taktisches Foul war angebracht. Dann gibt es Freistoß für den Gegner, mehr nicht.“ Im Basketball kennt man so etwas. Doch unsere Abwehr stand in dieser Szene neben den Schuhen.

„Das ist gelaufen“, meinten die Zuschauer, als Florim Mustafa zum Elfmeter antrat. Die besten Chancen hat in seiner solchen Szene ja der Stürmer. Würde die Erfahrung des Schützen (31 Lebensjahre) siegen? Oder die Super-Erfahrung unseres Torwarts (44 Lebensjahre)? Dabei ist unser Torwart Andre ‚Bomber‘ Müller tatsächlich ein Phänomen. Er stand sogar für Apelern im Kasten. „Stimmt, aber das ist lange her“, so Bomber. „Es war zwischen 1996 bis 1998.“

Dann die Aktion … Mustafa läuft an, das 3:1 vor Augen und damit wohl auch der Pokal-Tod für den SC Auetal. Doch was ist das? „Super-Erfahrung“ hält und ‚Bomber‘ zeigt, dass er in all den Jahren das Können nicht verlernt und an Erfahrung noch dazugewonnen hat. Das Resultat bleibt weiter 2:1, der Ausgleich für den SC Auetal also in Reichweite.

Natürlich kamen unsere Roten und spielten Chancen heraus, um das Pokal-Aus zu vermeiden. Auch Alex Enzi rückte vor und suchte bei Eckbällen die Entscheidung. Sein Kopfball fischte Torwart Kern noch aus dem Winkel (70.min). Später steht Enzi am langen Pfosten gut, doch rutscht der Ball ihm über den Fuss (76.min).

Der SC Auetal bekommt nun Oberwasser, kämpft um den Ausgleich. Die Chancen steigen, als ab der 78.min der beste Spieler der Gastgeber den Platz verlässt. Florim Mustafa sieht nach einem taktischen Foul die gelbe Karte. Für ihn ist es die zweite hier im Spiel, was Platzverweis und Zuschauen bedeutet. Ohne ihr „Hirn“ wird es nun schwer für Apelern, die sich bislang gut präsentiert haben.

Der Auetaler Druck wird noch belohnt. Basti Wagner erkämpft den Ball, leitet weiter zu Ercan Adsiz. Der nächste Routinier des SC Auetals zeigt Übersicht. Sein Pass auf Samer Mahmo wird gekrönt. Der Torjäger unseres Vereins netzt ein: 2:2 (80.min). Hurra, wir leben noch! „Geile Vorlage, Bruder, schön durchgespielt“, lobt Torschütze Samer seinen Vorlagengeber Ercan. Die Auetaler Sorgen bröckeln von der Seele.

Natürlich muss der Gastgeber den Spielverlauf erst mal verdauen. Bei einem Foul sieht Belmin Bikic, der Torschütze zum 2:1, die gelbe Karte. Auch Rot war möglich, bekannte später Schiedsrichter Ralf Krömer. Die Kartenfarbe war für Auetal egal, denn Bikic sah die zweite Gelbe und musste gleichfalls zuschauen. Nun standen nur noch neun TuS-Germanen auf dem Platz. Für uns die große Chance, den Sack jetzt zuzubinden?

Genau, das taten wir. Das Ende der regulären Spielzeit lief, als unser SC Auetal mal (endlich) einen Standard nutzte. Mit einer interessanten Freistoß-Variante bediente Basti Wagner Philip Dunkley. Der Auetaler Junge, der in Hattendorf mal kurzzeitig Stürmer spielte, zog ab aus 18m … dann zappelte die Kugel im Netz: 3:2 (90.min). Das war’s, denn Apelern hatte mit seiner dezimierten Truppe nun nichts mehr zuzusetzen.

Doch falsch, das war’s noch nicht. Die Nachspielzeit nutzt unser SC Auetal, als Samer Mahmo Tim Neermann bedient. Der 20-jährige, im rechten Mittelfeld zu Hause, schießt mit Pike. Alles wird gut. Das Netz beult sich. Der Endstand 4:2 ist nun perfekt (93.min). Der SC Auetal erreicht das Halbfinale.

Blicken wir auf die Zuschauer. Wir zählten 139 Köpfe, wobei nun keiner weiß, wer hier bezahlt und wer hier gratis zugesehen hat. Nach Abzug aller Kosten und Teilung der Eintrittsgelder gab es für unseren SC Auetal 30 Euro. Nicht viel; Vorsitzender Dieter Grupe brauchte keinen Geldtransporter bei dieser horrend hohen Summe anfordern. Er reicht dies Geld weiter an die Mannschaft. Die setzte es in ein paar Gläser Bier um. Die Qualität des Bieres und der Preise gelten in Apelern als „gehoben“. So wurde zwar die Zunge etwas feucht, zum Feiern einer Orgie reichte es jedoch nicht.

In der Gesamtbetrachtung wusste jeder in der Mannschaft, dass dies kein starkes Spiel der Auetaler war. „Wir haben kaum einen Ball vernünftig durchgespielt“, meint Samer Mahmo. „Was früher so leicht ging, müssen wir uns jetzt hart erarbeiten“, so Janni Franke. „Auetal kann nur auf solch dramatische Weise gewinnen“, analysiert Alex Enzi. Das Schlusswort hat Arndt ‚Keule‘ Struckmeier: „Rote Teams sich doch erfolgreicher.“

S t a t i s t i k

TuS Germania Apelern – SC Auetal 2 : 4 ( 1 : 1 )
Kreispokal Schaumburg, Viertelfinale

Apelern: Kern – Hauser, Hanebut, Watermann, Gruppe (46. Hitzemann) – Thürnau, Huck – Kalis, Mustafa, Ravendranathan (73 Schwaneberg) – Bikic // Trainer: Rick
Auetal: Müller – F. Meyer (68 Rauhut), Enzi, Ebeling – Adsiz, JF Meyer (86. Mieruch) – Neermann, Dunkley, Steisiek – Wagner, Mahmo // Trainer: Gregor

Schiedsrichter: Ralf Krömer (FC Hevesen)
SR-Assistenen: Jan-Lennart Kläfker (Schwarz-Weiß Enzen) + Sven Brinkmann (FC Hevesen)

Tore: 1:0 (17.) Mutafa, 1:1 (32.) Steinsiek, 2:1 (49.) Bikic, 2:2 (80) Mahmo, 2:3 (90.) Dunkey, 2:4 (90.+3) Neermann
GELBE KARTEN:
Apelern: Bikic (42./unsportliches Verhalten), Mustafa (55./Foul), Raveendranathan (66./Foul)
Auetal: Ebeling (58./Foul)
GELB-ROTE KARTEN: Apelern: Mustafa (82./Foul), Bikic (84./Foul)
Zuschauer 139

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