Spätes Rauhut-Tor bringt langersehnten Sieg

2:1 bei Ex-Tabellenführer Lauenau dank starker 2. Halbzeit

Na also, geht doch. Nach der bisherigen Rumpel-Vorstellung in der Kreisliga mit Durchhängern, spätem Gegentor und ‚Es-ist-doch-zum Haare-raufen‘ gelang uns der Befreiungsschlag in Lauenau. Vier Spiele musste ‚Sunnyboy‘, mit bürgerlichem Namen Felix Rauhut‘, zuschauen. Nach verbüßter Rot-Sperre durfte er beim Auswärtsspiel in Lauenau dann endlich wieder ran. Und wie! In letzter Minute der regulären Spielzeit zimmerte er im Nachschuss aus Nahdistanz den Ball ins Tor. Auetaler Führung, Sieg … und endlich wieder positive Mienen bei den mitgereisten Fans.

Eigentlich konnte einem vor dem Sieg in Lauenau angst und bange werden. Die Victoria gilt traditionell als Spätstarter der Liga. Versemmelt in der Regel ihre Anfangsspiel und startet dann rasend eine Aufholjagd. Doch diese Saison ist alles anders. Am 4. und am 5. Spieltag waren die Lauenauer Tabellenführer, stellten mit Hendrik Dargel (8 Treffer) den erfolgreichsten Torschützen. Mit Blick auf die Tabelle fuhr unser SC Auetal als Außenseiter nun nach Lauenau. Dennoch war es für die treuen Fans natürlich selbstverständlich, auch hierhin unsere Mannschaft zu begleiten.

„Eine Halbzeit lang war der Gastgeber die spielbestimmende Mannschaft“, ließen es die Lauenauer später in der Zeitung wissen. Dem können wir bedingt nur zustimmen. Denn in den ersten 18 Minuten sah man von der Victoria – bis auf die tiefbauen Trikots – rein gar nichts. Unsere Spielaufzeichnungen belegen dies.

In Freud und Leid dabei – die StammzuschauerWolfram Lachmann, Stefan Evert und Marc Mußmann

5.min: Schuss Dunkley von der Strafraumgrenze, für Torhüter Janitschke kein Problem // 11.min: Freistoß Gök aus 20m, Torwart hält // Auch 11.min: Ecke Palermo von links, Kopfball Gök, drüber // 17.min: Freistoß Gök aus 25m, dankbare Aufgabe für Janitschke // 18.min: Ecke Dunkley und Kopfball Feldmann. Dem Lauenauer Florian Darsow springt der Ball an die Hand. Manche Schiedsrichter pfeifen hier Elfmeter.

Sie lesen’s richtig, lieber Leser. Fünf Auetaler Ansätze zur Torchance, freilich ohne Erfolg. Aber so ist das im Leben. Wenn man aus seiner Überlegenheit nichts macht, tritt einem der Gegner in die Ei…. Denn Gastgeber Lauenau nutzte die erste Chance direkt zum Tor. Bei einem Konter wurde die Auetaler Hintermannschaft überlaufen und Mika Siekmann traf zum 1:0 (20.min). Pure Freude bei Tiefblau, Entsetzen bei Rot-Schwarz. „Ihr macht euch das Leben selbst schwer“, meinte der Rintelner Schiedsrichter Heiko Bader, der als Zuschauer zugegen war und zuvor das Spiel der Lauenauer Zweiten gepfiffen hatte.

Für die Folgezeit müssen wir dem Lauenauer Berichterstatter Recht geben. Der SV Victoria war nahe dran am 2:0. Die beste Chance, nein Dreifach-Chance, bot sich dem Gastgeber in der 27. Minute. Torschütze Siekmann frei vor dem Auetaler Tor, Freddy Meier rettet per Reflex. Nachschuss Mahsum Bayrak auf rechts unten, Freddy hält erneut. Kopfball Mika Siekmann, Freddy lenkt das Leder über den Pfosten. Geniale Reaktionen. Wir dürfen unserem Schlussmann Freddy Meier danken, dass unsere Auetaler Kicker im Spiel blieben.

Nach einer halben Stunde Spielzeit rettete Towart Meier erneut, als er bei einem langen Ball weit aus dem Tor kam und die Kugel vor dem heranpreschenden Bayrak erwischte. Doch auch dem SC Auetal bot sich bald eine Riesen-Chance. Nach Steinsiek-Flanke stand Phil Meier frei vor der Lauenauer Bude, nimmt den Ball volley und ballert einen Meter übers Tor. „Das wär’s gewesen“, trauerten die mitgereisten Schlachtenbummler der vergebenen Chance nach.

Dass es zur Halbzeit doch zum Ausgleich reichte, ist Jörn Fickendey-Engels zu verdanken. Der 21-jährige vom Gut Südhagen kam in der 33.min für Ozan Gök. Unser bulliger Stürmer schied mit einer Zehverletzung aus. Jörn gilt als „Mister Zuverlässig“, ist Kapitän der 2. Mannschaft und dort ein wichtiger Faktor. „Mein Trainer Sven Jung (Anmerkung: Coach der ‚Zweiten‘) hatte sich am Vortag bei mir gemeldet und gefragt, ob ich bei der Ersten aushelfen würde“, so Jörn. „Natürlich freut mich dies. Ich habe ja auch manchmal in der Vorbereitung bei der ‚Ersten‘ mitgemacht.“

Es lief die letzte Spielminute in der 1. Halbzeit. Tobi Feldmann tritt einen Freistoß von rechtsaußen. „Ich habe am zweiten Pfosten gewartet und hoffte, dass der Ball bis dahin durchkommt“, berichtet Jörn. „Das war auch so. Dann habe ich ihn reingeköpft. Mein Tor war praktisch eine Kopie vom Spiel der ‚Zweiten. Dort kam der Freistoß durch Marcel Diedler und ich machte gegen Deckbergen/Schaumburg/Engern II in gleicher Form das Kopfballtor.“

Jeder mit Auetaler Herzen zeigte sich erleichtert. Nicht so Victoria Lauenau. „Wir haben die im Griff, dann geben wir das Spiel aus der Hand. Da springt keiner hoch!“ ärgerte sich Mahsum Bayrak nach dem Ausgleich.

Es war ein dankbares Ergebnis angesichts der Lauenauer Mega-Chance, die Freddy Meier in der 27. Minute vereitelt hatte. „Das Spiel endet wohl unentschieden“, meinten wir in der Halbzeitpause im Gespräch mit Lars Glashagen, dem Macher des Lauenauer Fußballs. „Das würde ich sofort unterschreiben“, erwiderte dieser. „Bei uns fehlen sieben Leute. Speziell der Ausfall von Hendrik Dargel schmerzt.“ Stimmt, der gefährliche Stürmer wurde auf Lauenauer Seite schmerzlich vermisst.“

„Bei uns ist die Situation doch auch nichts anders“, antwortete SCA-Vorsitzender Dieter Gruppe mit dieser Aussage konfrontiert. „Was Dargel für die Lauenauer bedeutet, ist Samer Mahmo für uns. Auch unsere Ausfall-Liste ist sehr lang.“ Also gleiche Ausgangsposition für beide Teams.

Trainer Uwe Wolff seigte sich in der Halbzeitpause sehr zufrieden. „Es war ein ganz wichtiges Tor. Super Flanke, und dann hat Jörn genau an der richtigen Stelle gestanden. Wir müssen nun versuchen, den Ball von unserem Tor wegzuhalten. Wenn es eine Möglichkeit gibt, ballert in allen Lagen rauf auf die Lauenauer Kiste.“

War Lauenau in der 1. Halbzeit 25 Minuten lang spielbestimmend, sah man vom Gastgeber nun gar nichts mehr. Es schien, als gingen der Victoria die Kräfte aus. Vermutlich steckte den Dunkelblauen noch das Nachholspiel von Donnertag in den Knochen. Hingegen wirkte Auetal weit frischer. Die große Chance zur Führung bot sich in der 64. Minute: Elfmeter!

Was war geschehen? Ein Schuss von Phil Maier stoppte ein Lauenauer mit der Hand, so dass diese Entscheidung unstrittig war. Die Ausführung der Strafstöße übernimmt im Augenblick Philipp Dunkley. Schon in der Vorwoche, beim 3:3 gegen Liekwegen-Sülbeck-Südhorsten, hatte Philip einen Elfmeter verwandelt. Von ihm stammt die Bezeichnung „Tiger-Schuss“, als er in einem Vorbereitungsspiel das Leder aus über 30 Metern Entfernung in den Winkel hämmerte.

Doch leider geht der ‚Tiger‘ manchmal schlafen. Die Ausführung erinnerte mehr an ‚Erdmännchen‘-Manier. Sie kennen ja diese lustigen Nager aus der afrikanischen Steppe, die aufrecht die Umgebung sichten, pfeifen und dann blitzschnell abtauchen. Ähnlich verfuhr Lauenaus Torwart Maik Janitschke. Dunkley schoss halbhoch auf rechts. Der Torwart sah dies wohl, sprang zur bedrohten Seite … und hielt den Strafstoß.

Während Philipp Dunkley am liebsten im Boden versunken wäre, outete sich ein Zuschauer als Fan des Torwarts. „Katze Janitschke“, grölte er und machte deutlich, dass er nach seinem Einsatz in der Lauenauer III. inzwischen ausgiebig die 3. Halbzeit feierte.

Der SCA zeigte jedoch Moral und ließ den Kopf nicht hängen. Gegen die konditionell nachlassenden Lauenauer machte unsere Mannschaft weiter Druck. Chancen zur Führung waren da. Marc Steinsiek versuchte es von links. Der Ball strich haarscharf am langen Pfosten vorbei (74.min). Auch Jörn Engels hatte eine dicke Chance nach Palermo-Flanke. Doch Torwart Janitsche zeigte große Klasse und drehte den Ball um den Pfosten.

Als jeder schon das dritte Unentschieden in Folge gedanklich speicherte, fiel doch noch der erlösende Treffer. Quasi ein Billard-Tor. Erzwungen durch Triumph des Willens. Tobi Feldmann führt das Leder vor dem Strafraum, gibt ab zu Philipp Dunkley. Der knallt die Kugel wuchtig auf den gegnerischen Kasten. Janitsche hält. Den Abpraller nutzt Felix Rauhut zum Schuss. Janitsche hält erneut. Doch irgendwie ist Rauhut wiederum am Ball und haut das Ding aus Nahdistanz ins Netz: 1:2 der offizielle Spielstand, die Auetaler Führung (90.min). Der Jubel bei den Roten kennt keine Grenzen.

Doch noch war diese Führung nicht nach Haus gebracht. Mit dem Mute der Verzweiflung warf die Victoria nun alles nach vorn. Fast wäre noch das Ausgleichstor gefallen. Doch unser Torwart Freddy Meier riskierte Kopf und Kragen, um eine Lauenauer Chance aus dem Gewühl noch zu vereiteln.

Als Schiedsrichter Tim Wieggrebe dann endlich abpfiff, lagen sich alle Auetaler in den Armen. „Ganz toll“, bilanzierte Trainer Uwe Wolff. „Wir haben durch die Bank stark gekämpft und in der 2. Halbzeit auch gemerkt, dass heute etwas drin ist. Daran müssen wir bei den nächsten Spielen anknüpfen.“

Marc Steinsiek prustete erschöpft: „Am Ende war das nur noch Wille.“ Tobi Feldmann sah den verschossenen Elfmeter locker: „Wir mussten weitermachen, das Glück heute erzwingen.“ Und Florian ‚Flocki‘ Meyer äußerte bescheiden. „Unverdient was das heute nicht.“

Doch was ist das Ergebnis wert? Unsere Auetaler Kreisliga-Kicker liegen nach dem 7. Spieltag (gleichbedeutend mit Ende der Hinrunde) auf Rang 7. Klingt gut, ist aber bei dem reduzierten Teilnehmerfeld nur der vorletzte Platz. Zum interessanten Platz der Aufstiegsrunde beträgt der Rückstand nur drei Punkte.

Leider wurden die nachfolgenden Spiele coronamäßig abgesagt. Wann’s wieder losgeht und der Kampf um Punkte wieder aufgenommen wird, weiß derzeit keiner. Auch die Oberen des Verbandes haben noch keinen Plan und warten auf Signale aus der Politik. Wenn’s ganz schlecht läuft, fallen die Spiele der Rückrunde komplett aus. Wir würden uns dann in der ‚Abstiegsrunde‘ wiederfinden. Für Auetaler Verhältnisse und bei der Qualität der Mannschaft eigentlich ein Unding.

Doch wie sagte Marco Gregor einst … und niemand weiß, woher der Spruch ursprünglich stammt: „Hinten scheißt die Ente.“ Warten wir die Zukunft ab und lassen wir uns überraschen. Ändern können wir ja aktuell doch nichts

S t a t i s t i k

Victoria Lauenau – SC Auetal 1 : 2 ( 1 : 1 )
Kreisliga Gruppe B, 7. Spieltag, Sportplatz am Mineralbad, Lauenau
18.10.2020

Lauenau: Janitschke – Darsow, Wittek, M. Frielinghaus – L. Bräunig, Fischer (85. Papotto) – T. Bräunig (88. K. Glashagen), Bayrak, F. Dargel – J. Frielinghaus (15. P. Bräunig), Siekmann // Trainer: M. Frielinghaus

Auetal: Meier – Mühlenharz, Moussa, F. Meyer – Feldmann, Dunkley – Steinsiek, Rauhut, Palermo (81. Herrmann) – Maier, Gök (33. Fickendey-Engels) // Trainer: Wolff

Schiedsrichter: Tim Wieggrebe (TSV Algesdorf)
SR-Assistenten: Moses Müller (TSV Algesdorf) + Yannick Widdel (SG Rodenberg)

Tore: 1:0 (20.) Siekmann, 1:1 (45.) Engels, 1:2 (90.) Rauhut

Gelbe Karten: Lauenau: Darsow (61./Foul) // Auetal: F.Meyer (83./Foul)
Zuschauer: 92 (alles Sitzplätze)

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