Oh wie bitter … Christos Christou klaut uns in der Nachspielzeit den Sieg

Auetaler bringen 3:1 Führung nicht ins Ziel

Issouf Doumoy und Ahmet Ahman diskutieren, wo das Tor steht

„Spielst du gegen Liekwegen, kannst du dich nur aufregen.“ Dieser platte Spruch fällt dem Berichteschreiber ein, wenn er ans Heimspiel gegen die SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten denkt. Da zeigen unsere Kreisliga-Kicker Moral, stecken manche korrekturbedürftige Entscheidung weg. Gingen 3:1 in Führung. Sahen wie der sichere Sieger aus. Und dann? Anschlusstreffer durch den Ex-Auetaler Hitaf Bamba und in der letzten Nachspielzeit-Minute dann der Knock-Down. Ausgleich LiSüSü. Fassungslose Mienen bei den Spielern. Frustration bei unseren Fans. Der Punktgewinn beim Unentschieden mutierte zur gefühlten Niederlage. Diesen Nachmittag hatten wir uns gewiss anders vorgestellt.

Ja, Liekwegen. Sind schon komische Spiele gegen die. Die Älteren von uns, deren Gedächtnis noch intakt ist und die der Senilität (= Verlust der Merkfähigkeit) entkommen sind, erinnern sich gewiss ans erste Spiel des SC Auetal. Nach der Fusion 2008 hieß unser erster Gegner TSV Liekwegen. Potztausend, im Heimspiel an der Obersburg gab’s eine Niederlage. Vom 1:2 fehlen jedoch die Aufzeichnungen. Das Archiv der Tageszeitung blendet ganze 28 Jahre aus. Gerüchten zufolge wurden die Jahrgänge bei einem Brand im DeWeZet-Archiv vernichtet. Ging wohl heiß her damals …

Aber auch Liekwegen kann fusionieren. Nach langer Abstinenz tauchten sie als Liekwegen/Sülbeck im Vorjahr wieder gegen unsere 1. Mannschaft auf. Das Aufregen geht weiter, wir unterlagen 0:1. Hitaf Bamba sorgte für das Tor des Tages (82.min). Im jüngsten Spiel nun reichte es für Auetal zumindest zu einem Punktgewinn. Der fühlte sich jedoch wie eine Niederlage an. Denn bei der 3:1 Führung dachten alle SCA-Fans bereits ans Siegesbier.

Schaut man sich die Aufzeichnung auf www.schaumburg-sport.de an, entsteht der Eindruck eines flotten Spiels. Beide Mannschaften kämpften engagiert. Den Zuschauern blieb dies nur teilweise in Erinnerung. Sie murrten gegen die herbstliche Kühle und standen vor der Frage, ob man bei kleinen Regenschauern nicht lieber hin zum Auto eilt und einen Schirm mitnimmt. Aber man könnte ja was verpassen ….

Ein Lichtblick bei dem kalten Wetter … die Mädels an der Essens- und Getränkeausgabe

Die „ärmste Sau“ auf dem Platz war sicher Schiedsrichter Jens Günther. Entgegen üblicher Gewohnheiten, dass wir mit Unparteiischen-Gespannen belohnt werden, tauchte der Schiri alleine auf. Ein Assistent war krank geworden. Der andere Linienmensch hatte als Einzelkämpfer keine Lust. Also pfiff Jens Günther alleine. „Für mich nicht ungewohnt“, erläuterte der Mann aus Lauenau. „Ich leite ja auch Spiele in der 2. Kreisklasse und abwärts. Natürlich ist es in der Kreisliga hier schwieriger, das Spiel viel schneller.“

Günthers fehlende Assistenten wirkten sich im Resultatsverlauf dann deutlich aus. Denn manche Szenen hätten sechs Augen der Unparteiischen besser gesehen als deren zwei. Dass unser SC Auetal jedoch die Führung hergab und mit fast leeren Händen da stand, wollte aber niemand dem Schri ankreiden. „Wir sind zu doof!“ ging es in den Köpfen der Spieler vor.

Vor dem Spiel hatte LiSüSü eine knifflige Aufgabe zu lösen. Torwart Jonathan Reuter disziplinarisch rausgeworfen, der Feldspieler Robin Ronnenberg (kam vom SC Rinteln), der die letzten Spiele im Tor stand, mit ROT gesperrt. Aus der 2. Mannschaft bot sich kein Keeper an. Was tun? Die Lösung kam dann aus der ‚Dritten‘ und nennt sich Tristan Abs. Der 25-jährige spielt normalerweise in der 3. Kreisklasse. Auf diesem Niveau ist auch der SC Auetal III zu Hause. Tristan wirkt ein wenig gut gepolstert um die Hüften, machte aber seine Sache ordentlich.

Beschränken wir uns auf die wichtigsten Szenen, denn da gab’s viele, und lassen Philip Dunkley, Flocki Meyer, Cedric Bussmann und Schlussmann Freddy Meier zu Wort kommen.

Den ersten Aufreger gab es nach 25 Minuten, als Auetal in einem guten Angriff war, doch Schri Günther abpfiff. Der Liekweger Issouf Doumoy lag verletzt am Boden und musste behandelt werden. Wenige Minuten später wurde der linke Mittelfeldmann ausgewechselt.

Unmut zog der Schiedsrichter sich in der 32. Minute zu, als ‚Major‘ Meyer im gegnerischen Strafraum zu Boden ging. Jens Günther wertete dies als ‚Schwalbe‘ und zückte GELB. „Ich bin am Fuß getroffen worden“, meinte unser Antreiber. „Kann sein“, räumte der Schiri nach Spielschluss ein. „Ich habe es nicht gesehen. Wir sind nicht in der Bundesliga und haben keinen Video-Assistenten.“ Auch Karsten Neermann, der nah dabei stand, ärgerte sich. „Es war auf keinen Fall eine Schwalbe, sondern Elfmeter. Ich hätte ja noch verstehen können, wenn der Schiri wegen der Strafraumgrenzennähe den Tatort nach außen verlegt hätte. Aber es war definitiv ein Foul.“

Das dritte Ärgernis in dieser Halbzeit war ein Auetaler Torjubel, der jäh verstummte. Ein Freistoß von Philip Dunkley wird von der Mauer abgefälscht. Der emsige ‚Flocki‘ Meyer bringt den Ball scharf in den Strafraum. Phil Maier spritzt herein und trifft. Jubel, Jubel, Frustration … denn Schiri Günther gibt den Treffer nicht. Erkennt auf abseits.

„Das kann nicht sein“, ärgert sich Flankengeber ‚Flocki‘ Meyer. Der Schiri sagte auf Nachfrage, der Torschütze wäre im Abseits gewesen. Aber ich spiele den Ball parallel zur Grundlinie. Phil kommt von hinten.“ Video-Aufzeichnungen von Schaumburg-Sport bestätigt dies. Torschütze Phil Maier stand bei der Ballabgabe zwei Meter hinter seinem Passgeber. Aber ohne Assistenten und schneller Spielweise ist alles schwierig.

Dass der SC Auetal dennoch mit einer Führung in die Kabine ging, ist Cedic Bussmann zu verdanken (45.+2min). Während seines Studiums spielte ‚Bussi‘ für einen Göttinger Verein in der Landesliga und Bezirksliga. Da sammelt man Erfahrungen! „Ich sah, dass Philip Dunkley den Ball bekommt und sich ihm eine Schussmöglichkeit bietet“, berichtet unser Heimkehrer. „Daraufhin ging ich in den Strafraum und spekulierte auf den Abpraller. Jeder kennt die Platzverhältnisse in Kathrinhagen zu dieser Jahreszeit … obwohl ich in den letzten Jahren mehr an Kunstrasen gewöhnt war. In Kathrinhagen verspringt der Ball schnell mal. Diesmal stand ich richtig und nutzte es.“

Genau. Dunkley schießt aus 25 Metern. Der Ball klatscht an den rechten Pfosten … und ‚Bussi‘ ist zur Stelle. „Abstauber zählen auch, hat Klemme beim Kicken früher immer gesagt“, scherzt Cedric mit Blick in die Vergangenheit.

Nach Wiederanpfiff wurden die Auetaler Kicker jäh in die Wirklichkeit zurückgeholt. Philip Dunkley dazu. „Wir kommen aus der Halbzeit raus und kriegen direkt einen Elfmeter gegen uns. Das ging recht schnell, ich fiel zu Boden und stützte mich mit dem Arm auf. Aber wenn man die Videoaufzeichnungen von SHG-Sport sieht, war der Elfmeter berechtigt. Im Fallen habe ich den Ball an die Hand bekommen. Ich konnte nirgendswo anders hin. Aber wie die Regeln heutzutage sind, musst du dies als Handspiel werten und hier Elfmeter geben.“

Ganz einverstanden waren die Auetaler mit der Entscheidung nicht. Florian Meyer war vorher gefoult worden. „Von hinten tritt mir jemand in die Beine. Trotzdem hätte ich noch genügend Zeit gehabt, den Ball herauszuspielen. Danach ist es zum unglücklichen Handspiel von Philip gekommen.“ Die Ausführung übernahm Ahmet Akman. Haute die ‚Pille‘ wuchtig unter die Latte hinein ins Netz. Freddy Meier sah sich chancenlos. „.Den kannst du nur halten, wenn du wirklich stehen bleibst. Aber selbst dann, so wie der schießt, ist es für den Torwart schwierig, die Hände rechtzeitig hochzukriegen.“ Ausgleich, 1:1 (50.min).

Zurück zum Original-Ton Dunkley: „Wir fanden relativ schnell eine Antwort. Ozan Gök holt einen Elfmeter heraus. Im Moment ist es meine Aufgabe, diesen zu schießen. Ich fühl mich dazu sicher. Der Schuss war zwar nicht ideal. Aber wie Marco Gregor einst sagte, wenn das Netz sich beult ist das Ball im Tor. Ich meine, das Ding ist glücklich über die Linie gegangen. Der Torwart war noch dran.“ Erneute Auetaler Führung, 2:1 (54.min)

„Wenig später erhöhen wir die Führung. Prima, wie das herausgespielt wurde. Angefangen über den 6er, dann über die Außen, und Phil marschiert, macht das 3:1“, kommentiert immer noch Philip Dunkley. Es war die 58. Minute. „Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles super. Wieso auch immer hören wir dann auf Fußball zu spielen. Einige von unseren Spielern vorne waren platt. Liekwegen drückte nun über Hitaf Bamba, Christos Christou und dem Akman. Das haben die drei sehr gut gemacht. Aber ich hatte das dumme Gefühl, dass wir dieses Spiel noch aus der Hand geben. Nicht weil uns Qualität fehlt, sondern weil wir das Fußballspielen eingestellt haben.

Wie sah Torwart Freddy Meyer den Spielverlauf?. „Beim 2. Gegentor stellen wir uns dumm an. Das passt irgendwie zu unserer aktuellen Situation. Ecke, Flocky köpft den raus. Die Kugel landet direkt auf dem Fuß von Bamba, der schießt. Den halte ich, wehre den Ball ganz gut nach außen ab. Aber genau da lauert Christos, der spielt ihn noch mal rein. Dann kommt Akman zum Abschluss, schießt mir gegen das Knie. Vielleicht war es ein leichter Refelx von mir, aber großartig reagieren konnte ich aus der Distanz nicht.

Es ist der 3. Kontakt in der Szene. Dann fliegt der Ball von meinem Knie dem Bamba direkt auf den Kopf … also der 4. Kontakt in der Situation. Wobei der Ball immer bei denen landet und nicht bei uns. Bamba köpft ihn rein. Philip steht zwar auf der Linie. Aber aus der Distanz kannst du nicht mehr reagieren und einen Fuß rankriegen, um noch zu klären. Wenn man viermal den ersten Kontakt beim Gegner hat, ist es auch irgendwie ein bisschen Blödheit. Gerade nach einer Ecke, wo der Strafraum voll besetzt ist, muss man auch irgendwann selbst an den Ball kommen. Es kann nicht sein, dass immer nur die anderen den Ball bekommen.“ Anschlusstreffer, 3:2 (78.min).

Wäre nun Schluss gewesen, hätten wir damit leben können. Aber es kam schlimmer, viel schlimmer. Folgen wir den Schilderungen unseres Torwarts Freddy Meier. „Beim 3. Tor ging die Szene von Jonas Winkler aus. Er hatte die Option ‚Gehe ich mit dem Ball zur Eckfahne oder marschiere ich Richtung Tor‘. Der Stürmer entschied sich für den Weg zum Tor, was auch legitim ist. Ich meine, bei Eckfahne kann er eh nicht groß den Ball verteidigen. Es war sogar ein Überzahlspiel 2 gegen 1.

Wir machen die Bude nicht. Dann stehen wir hinten relativ offen, lassen uns fix auskontern. Moussa verliert das Laufduell gegen Bamba. Flocki rückt ein, versucht Moussa zu unterstützen. Ist deswegen nicht mehr am langen Pfosten. Dario Palermo ist hinten auch nicht durchgelaufen. Dann legt Bamba so quer, dass ich auch schwierig rankomme, um diesen Querpass abzufangen. Schließlich steht Christos hinten ganz alleine. Der Rest ist Formsache.“ Stimmt leider. Christos Christou, der im Dezember 40 Jahre jung wird, netzt ein zum Ausgleich. 3:3 (90.+3min).

Hinterher ist man immer schlauer. Weiß, wie es besser hätte laufen können. „Vielleicht hätten wir in der Schlussphase anders wechseln sollen“, hört man. „Als Phil Maier platt war, kam mit Jonas Winkler gleichfalls ein Stürmer. Henne Ebeling wäre eine interessante Option gewesen. Der hat in wichtigen Spielen bereits die gegnerischen Stürmerstars zur Bedeutungslosigkeit gestutzt. Alexander Wellschmidt (PoNoLa) und Abdul Malik (Nordstemmen) können dies zum Leidwesen bestätigen. Man sagt ihm ‚Pass auf, egal wo der hingeht, du bleibst bei ihm dran.‘ Das kann ein Ebeling. Dann hätten wir das über die Zeit gebracht.“

Viel Konjunktiv. Aber die Realität ging anders aus. Trotz dieses Punkt“gewinns“ standen wir am Ende wie Verlierer da. Weil der Berichteschreiber aber eine lahme Socke ist und mit dem Schreiben nicht so flink ist wie so mancher Torschütze, ist einiges an Zeit vergangen. Die Auetaler Kicker spielten unterdessen in Lauenau. Dass aber nicht nur Liekwegen für späte Tore gut ist, sondern wir dieses Kunststück auch beherrschen, davon handelt der nächste Bericht.

S t a t i s t i k

SC Auetal – SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten 3 : 3 ( 1 : 0 )
Kreisliga Gruppe B, 6. Spieltag, Sportplatz Kathrinhagen

Auetal: Meier – Mühlenharz, Moussa, F. Meyer – Bussmann (67. Winkler), Dunkley – Steinsiek, JF Meyer (45. Gök), Palermo – Maier (88. Köhler), Gök // Trainer: Wolff

LiSüSü: Abs – Frederking, Vogt, Diakite (89. Kone) – Christou, Altmann – Bamba, Schmalz, Doumoy (29. Schwarze / 74. Cording) – Lewerenz (84. Erdogdu), Akman // Trainer: Fuchs

Schiedsrichter: Jens Günther (Victoria Lauenau)
SR-Assistenten: k e i n e

Tore: 1:0 (45.+2) Bussmann, 1:1 (50.) Akman / Handelfmeter, 2:1 (54.) Dunkley / Foulelfmeter, 3:1 (58.) Maier, 3:2 (78.) Bamba, 3:3 (90.+3) Christou

Gelbe Karten: Auetal: Bussmann (30./Freistoßabstand), JF Meyer (32./Schwalbe), Feldmann (39./Spielverzögerung), F. Meyer (65.(Einwurfbehinderung), Palermo (68.(Foul) // LiSüSü: Schmalz (66./Foul), Altmann (78./Foul)

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