Torlos … und ein hochklassiges Spiel

Tolle Leistung, SC Auetal und Haste hätten beide einen Sieg verdient gehabt

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben in diesen Wochen die Anhänger der 1. Mannschaft. Zwar stimmt die Punktausbeute derzeit nicht und laufen manche Spielabschnitte aus dem Ruder Gelegentlich kehrt aber doch Zufriedenheit ein. So im Heimspiel gegen Haste, als am 4.10.2020 ein starkes Spiel von beiden Mannschaften mit einem Unentschieden belohnt wurde.

Der „Eisenbahn-, Turn- und Sportverein Haste“ zu einem Spiel der Kreisliga nach Auetal? Verrückt. So etwas würden Sporthistoriker spontan für Nonsens halten. Denn Hastes Fußballer haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Eigentlich lag der Schwerpunkt dieses Clubs auf Turnen und auf Handball. Erst 1967 öffnete man sich dort dem Fußball. Lustig die Abschlusstabelle in der Saison 2000/01. Quasi zum Einrahmen für Nostalgiker. In der Kreisliga Schaumburg der ETSV Haste auf Platz 4, TuS Rehren A/O auf Platz 7 und TSV Kathrinhagen mit Platz 8 direkt dahinter. Ja, waren das noch Zeiten!

Die Fußballer aus Haste tauchten bald in die Bedeutungslosigkeit ab. 2011/12 kickten sie in der 4. Kreisklasse, der niedrigsten in Schaumburg. Unsere ‚Dritte‘ spielte in der Parallelgruppe. Es folgten für den ETSV zwei Jahre 3. Kreisklasse. Dann vier Jahre 2. Kreisklasse (gemeinsam mit Auetal II und Hattendorf). Als Tabellendritter zog Haste 2018 in die 1. Kreisklasse ein. Wurde 2020 Zweiter … und hoch ging‘s in die Kreisliga. Dort präsentiert die Schönherr-Elf sich bestens. Drei Spiele waren’s bis zur Vorstellung im Auetal, alle gewonnen.

Wieso der Blick in die Vergangenheit? Um den Kontrast zu zeigen, denn unser SC Auetal und Vorgängerverein TuS Rehren bewegen sich seit Ewigkeiten in der Kreisliga. Immer mit Blick nach oben. Aber es geht auch anders.

Natürlich sorgen Aufstiege für Euphorie. Dies sah man bei den Haster Schlachtenbummlern, die – auch wenn sie an der anderen Ecke Schaumburgs wohnen – zahlreich den Weg zur Aue angetreten waren. Sie präsentierten sich als umgängliche, faire Sportfreunde, die wir gern wiedersehen wollen in den nächsten Jahren.

Zumindest gab es keinen Streit über den Spielverlauf. Denn in der Partie SC Auetal – ETSV Haste wurde eine Menge Klasse präsentiert. Aluminiumtreffer, tolle Torwartparaden, immenser Einsatz auf beiden Seiten. Da lacht das Fußball-Herz. Nur die Tore fehlten. So stand’s am Ende 0:0, wobei ein Sieg sowohl für Auetal wie auch für Haste möglich war.

Schon in der 1. Minute stockte den Zuschauern der Atem, als ein Schuss von Tobias Feldmann an den linken Pfosten klatschte. Dann folgte ein Sturmlauf der Haster Gäste, die sechs Chancen in Folge hatten. Die stärkste in der 18. Minute, als Freddy Meier gegen Jan Peter und auch den Nachschuss von Ron-Robert Zieler hält. „Super, Freddy!“ brüllt es von der Auetaler Wechselbank.

Entschuldigung, Ron-Robert Zieler war es gar nicht. Ein Mann mit solchem Namen spielt auf einer anderen Position – in einer weit höheren Gehaltsklasse. Paul-Robert Zeisler heißt der 19-jährige in Haster Diensten, kommt aus der Jugendspielgemeinschaft Bad Nenndorf. Bei den bisherigen drei ETSV-Siegen hat Zeisler dem Gegner stets zwei Tore eingeschenkt. Starke Leistung! „Auf den müssen wir aufpassen“, so Trainer Uwe Wolff vor Spielbeginn, „und einen Mann abstellen, der ihm nicht von den Füßen weicht.“ Marc Steinsiek löste die Aufgabe mit Bravour.

Ja, unsere Abwehr. Guter Rat war angesagt, denn mit Felix Rauhut (gesperrt), Alex Enzi (verletzt) und Florian Meyer (kurzzeitig erkrankt) fehlten wichtige Stützten. Coach Wolff zauberte eine neue Formation aufs Feld, die der Belastung Stand hielt. Links der frische Nils Mühlenharz, in der Mitte Moussa Guire und rechts Marc Steinsiek. Die beiden Letztgenannten spielten auf ungewohnten Positionen. „Für mich ist die Innenverteidigung kein Problem“, so Moussa. „Da habe ich in meiner Heimat Elfenbeinküste gespielt. Eigentlich habe ich dort auf jeder Position gespielt.“

Manche Zuschauer hatten Benedikt Friedrichs in der Abwehr erwartet. Bene spielt seit Wochen in der ‚Zweiten‘ eine zuverlässige Rolle und empfiehlt sich für höhere Aufgaben. „Das weiß ich und sehe Bene als wahnsinnig trainingseifrigen Spieler“, bestätigt Uwe Wolff. „Aber die Zweite hat sehr oft gespielt und Bene war über volle 90 Minuten immer dabei. Das kostet Kraft. Im schnellen Spiel der Kreisliga wird es zur Überbelastung.“ Für Benedikt Friedrichs ist dies quasi der Fluch der guten Tat.

Zurück zum Haste-Spiel. Die nächsten drei Mal ließen unsere Auetaler aufhorchen. Dario Palermo ballert volley auf kurze Eck der ETSV-Schlussmann hält glänzend (21.min). Zwei Minuten später schießt erneut Palermo – und wieder hält Torwart Schade. Später läuft Phil Maier den Torwart an, verfehlt die Torwartabwehr nur knapp. Mit den Chancen geht es weiter. Hastes Jan Peter schießt links vorbei (29.min). Dann folgt ein Freistoß von Tobi Feldmann, der’s in sich hat. Der Ball wird abgefälscht. Die Auetaler Fans haben den Torschrei auf den Lippen. Doch Hastes Keeper Leon Schade lenkt mit einem Wahnsinnssprung den Ball noch um den Pfosten (32.min).

Schade, dass dieser Schade eine so prächtige Form an diesem Spieltag an den Tag legte. Der Torwart war in unserer Gegend unbekannt. „Ich komme aus der Wunstorfer Jugend, habe dann in Luthe gespielt und bin das zweite Jahr in Haste nun“, erklärt der Schlussmann seinen Werdegang.

Auch Haste hatte eine dicke Chance zur Führung. Doch Philip Dunkley rettet bei einem Jan-Peter-Schuss auf der Linie (42.min). Dann war Halbzeit. Beim, Gang in die Kabine fragten wir Gästetrainer Mike Schönherr zum 0:0. „Ich bin nur halb zufrieden. Es geht noch besser.“

Uwe Wolff schwor seine Mannen in der Kabine auf eine spannende 2. Halbzeit ein. „Von außen sieht das gar nicht schlecht aus. Wir fordern sie, sind in der Vorwärtsbewegung gut, nehmen Geschwindigkeit mit rein. Mir gefällt auch, dass wir den zweiten Bällen hinterhergehen. Wir müssen versuchen, in Führung zu kommen. Das ist ein Spiel, was wir über den Kampf gewinnen können.“

Hatte in der 1. Halbzeit der Gast aus Haste ein Chancen-Plus, ging der 2. Spielabschnitte mit 5:2 Chancen an Auetal. Der eingewechselte Jan Köhler versucht’s aus spitzem Winkel, Torwart Schade hält (49.min.) Gleiche Minute: Phil Maier köpft nach einem Eckball drüber. Auf Haster Seite versucht es Paul-Robert Zeisler mit einem Lupfer … am Tor vorbei (53min). Nach einem Major-Meyer-Einwurf folgt ein verdeckter Schuss von Ozan Gök. Platziert rechts unten, doch Torwart Schade taucht hin und lenkt die Kugel ums Aluminium (60.min).

Zwei dicke Möglichkeiten gab es noch, denn beide Mannschaften hätten ein Tor verdient gehabt. Torjäger Zeisler versucht es aus 20 Metern. Der Ball springt von dern Lattenunterkante zurück ins Feld. Die Haster Fans waren phonetisch hier bereits im Torjubel (77.min): Ähnliches passierte den Auetalern. Tobias Feldmann setzte zu einem Überraschungsschuss aus der Distanz an. Der Ball flog über Torwart Schade hinweg und klatschte an den Pfosten (82.min). „Der kann auch mal reingehen, oder?“ ärgerte sich Tobi nach dem Schlusspfiff. „Es wäre das einzig mögliche Tor gewesen. An diesen Ball wäre er nie und nimmer rangekommen. Den Rest hat Schade super rausgeholt.“

Phil Maier versuchte es dann von der Strafraumgrenze, vorbei (86.min). Es war die letzte Chance des Spiels. Anerkennend bleibt festzuhalten, dass unsere Auetaler Form nach drei Niederlagen in Folge nach oben geht. Die Haster ihrerseits stehen zu Recht im Spitzenfeld der Liga (z.Zt. Platz 2) und boten eine starke Vorstellung.

Es war ein Spiel, in dem beide Mannschaften den Sieg verdient gehabt hätte. Doch zeigten sich die Anhänger hüben wie drüben auch mit dem 0:0 zufrieden. Wir freuen uns schon auf den 22. November, wenn wir erneut dem interessanten Gegner gegenüberstehen. Diesmal auswärts, in Haste, im letzten Saisonspiel des Jahres.

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S t a t i s t i k

SC Auetal – ETSV Haste 0 : 0
Kreisliga Gruppe B, 5. Spieltag, Sportplatz an der Obersburg, Rehren A/O

Auetal: Meier – Steinsiek, Moussa, Mühlenharz – Dunkley, Feldmann – Palermo, JF Meyer (74. Bussmann), Herrmann (46. Köhler) – Maier, Gök // Trainer: Wolff

Haste: Schade – Freier (55. Kipry), Bauer, Schönfelder, Busch – Kaygun (Schmidt), Brendel – Somah (80. Rudnik) – Peter, Koch, Zeisler (85. Sheriff) // Trainer: Schönherr

Schiedsrichter: Fabio Enrico (VfL Bückeburg)
SR-Assistenten: Heiko Bader + Thorsten Schulte (beide SC Rinteln)

Tore: –

Gelbe Karte: Auetal: Meier (79./Foul) // Haste: Schmidt (77./Schwalbe)
Zuschauer: 103 (alles Sitzplätze)

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