Pokal-Halbfinale: Starke 2. Halbzeit biegt die Partie in Lauenau noch um

Zur Halbzeit 0:2 und tot, am Ende 3:2 und freudetrunken zum Finale

Erwartet schwer wurde die Aufgabe des SC Auetal im Halbfinale beim SV Victoria Lauenau. Vor 10 Tagen hatte man sich in der Kreisliga schon einmal getroffen. Dies Spiel mit geringerer Bedeutung gewann der SCA mit 5:1. Dass das Halbfinale im Pokal ein anderes Kaliber darstellt, bewies der SC Auetal mit einem Stadionblättchen, was auch zu diesem Spiel erschien. Dies ist für eine Auswärtsmannschaft ungewöhnlich. Die Prognose dort lautete 2:2 und folgendem Elfmeterschießen. Das blieb dem SCA zum Glück erspart.

Beide Mannschaften gingen ersatzgeschwächt in die Partie. Bei Gastgeber SV Victoria fehlten fünf Stammspieler, beim SC Auetal die verletzten Flügelflitzer Jan Köhler und Jonas Winkler. Marc Steinsiek und Jörn Fickendey-Engels standen auf Surfbrettern in Portugal und grüßten aus der Ferne. Sie hatten die Reise vor einem halben Jahr bereits gebucht.

Den Wettbewerb um die hübschesten Fans hatte der SC Auetal schon vor dem Anpfiff gewonnen

Lars Glashagen, Manager beim SV Victoria Lauenau, zog zur Halbzeit eine realistische Bilanz. „Bisher war es ein kurioses Spiel. Unsere ersatzgeschwächte Mannschaft legte Wert auf Defensive, so dass der SC Auetal die erste halbe Stunde das Spiel machte. Beim Pfostenschuss von Philip Dunkley (16.) wurde es für uns gefährlich. Doch ab der 30. Minute fuhren wir drei schnelle Konter, von denen zwei saßen. Eigentlich stellt der Halbzeitstand den Spielverlauf auf den Kopf. Aber so ist Fußball.“

Tatsächlich schaltete Gastgeber SV Victoria blitzschnell auf Angriffsmodus um und zwang den SC Auetal fast in die Knie. Hendrik Dargel wurde im Strafraum steil geschickt. Tobias Feldmann versuchte elegant zu klären, verzichtete auf robusten Einsatz um den Elfmeterpfiff verhindern. Das ging schief, die Lauenauer führten 1:0 (33.). Nicht mal eine Minute später fiel das nächste Tor auf kuriose Weise. Julien Erdmann gab sich aus dem Mittelfeld selbst die Vorlage und hetzte hinterher. Er erwischte den Ball im Strafraum, netzte ein: 2:0 (34.). Die SCA-Abwehr zeigte in dieser Phase ungeahnte Schwächen. Bald klärte Benedikt Friedrichs zweimal in höchster Not (35.+40.)

Doch auch dem SC Auetal boten sich Chancen. Marc Steinsiek verfehlte eine Hauser-Flanke knapp (23.) Ein Kopfball von Philip Dunkley segelte um Zentimeter am Pfosten vorbei (45.). Ein Halbzeit-Unentschieden wäre gerecht gewesen. Unter dem Beifall des Lauenauer Anhangs zogen die Spieler in die Kabine. Bei Auetals Schlachtenbummlern zeigten sich betretene Gesichter.

Nach der Pause sahen die 220 Zuschauer, die sich in etwa hälftig in beide Fan-Lager aufteilten, das gleiche Bild. Der SC Auetal drückte, hatte mit Samer Mahmo und Pierre van de Löcht offensiv gewechselt. Fast wäre der Anschlusstreffer gefallen, doch eine Florian-Meyer-Bombe lenkte Lauenaus Torwart Janitschke gerade noch über die Latte (54.)

Trainer Thomas Reh gilt als Experte in der Szene. Die offensiven Wechsel machten sich bezahlt. Über eine Ballstafette vom eingewechselten Pierre van de Löcht und Tobias Feldmann landete der Ball bei Benedikt Friedrichs, der von der Strafraumgrenze einschoss (64.). Halt, halt, grober Fehler. Der Torschütze war weder Moussa Guire noch Bene Friedrichs. Nein, Philip Dunkley traf. Da wollte jemand wieder mal ein Dunkley-Tor unterschlagen. Engländer haben in deutschen Augen mit Toren schwer.

Was war geschehen, dass Schiri Nenz den falschen Schützen auf www.fussball.de eintrug? Wir vermuten einen Schreibfehler. Im hitzigen Gefecht macht sich der Unparteiische Notizen über den Verlauf. Mit krakeliger Schrift notierte er die Nummer 23 (= Dunkley) und deutete zu Hause dies als Nummer22 (= Friedrichs). Errare humanum est

Auch Samer Mahmo zeigte, was Torgefahr bedeutet. So kennen Auetaler-Fans den Mahmo-Stil: Mit dem Rücken zum Tor die Ballannahme – schnelle Drehung – Kugel drin. Davon durfte Victoria-Schlussmann Janitschke hautnah Zeuge werden, als er den Ball beim 2:2 dann aus dem Netz holte (67.).

Der SC Auetal hielt den Druck aufrecht. Konnte Torhüter Janitschke einen Gewaltschuss von Niclas Brecht noch halten (72.), war er zwei Minuten später machtlos. Philip Dunkley zirkelte einen Freistoß von der Strafraumgrenze um die Mauer herum ins untere Eck zum 2:3 (74.). Den Vorsprung gab der SC Auetal dann nicht mehr her.

Es war kein Spiel für schwache Nerven, denn bald sah Philip Dunkley die gelb-rote Karte (76.). „Meine erste gelbe Karte in der 37. Minute war höchst zweifelhaft. Die zweite konnte man geben“, so der Siegtorschütze und Platzverweis-Sünder. Auch der SV Victoria hätte dezimiert das Spiel bestreiten müssen. Doch als Laurenz Kondering den durchstartenden Lukas Herrmann umsenste, zeigte Schiedsrichter Alexander-Maximilan Nenz nur Gelb. Die Bank des SC Auetals war außer sich.

In der Schlussphase gab Gastgeber SV Victoria sein Bestes, doch man merkte, dass in den SCA-Reihen die technisch besseren Fußballer standen. Mit taktischem Geschick bei vier Minuten Nachspielzeit brachte die Mannschaft von Trainer Thomas Reh den Vorsprung über die Zeit. Nun freut man sich auf das Finale am Pfingstsamstag (4.6.2022) in Obernkirchen.

S t a t i s t i k

Victoria Lauenau – SC Auetal 2 : 3 ( 2 : 0 )

SV Victoria Lauenau: Maik Janitschke – Lukas Bräunig, Christopher Glashagen (35. Sean Jan Zagola, 81. Jonas Fischer), Sebastian Wittek, Marlon Frielinghaus – Tore Hachfeld, Lars Stegemann, Laurenz Konerding, Julien Erdmann, Marko Rauf – Hendrik Dargel // Trainer: Markus Frielinghaus

SC Auetal: Frederik Meier – Niklas Brecht, Benedikt Friedrichs, Tobias Feldmann, Marc Steinsiek – Florian Meyer, Moussa Gouire, Nico Winkelhake (46. Samer Mahmo) – Marco Hauser (46. Pierre van de Löcht), Philip Dunkley, Lukas Herrmann // Trainer: Thomas Reh

Schiedsrichter: Alexander Nenz (FSG Pollhagen-Nordsehl-Lauenhagen)
SR-Assistenten: Torsten Kunze (Rot-Weiß Stadthagen + Maximilian Espenkötter (TuS Niedernwöhren)

Tore: 1:0 (33) Dendrik Dargel, 2:0 (34) Julien Erdmann, 2:1 (64.) Philip Dunkley, 2:2 (67.) Samer Mahmo, 3:2 (74) Philip Dunkley

Gelbe Karten:
SV Victoria: Marko Rauf (28.), Lars Stegemann (45.), Laurenz Konerding (66.), Sebastian Wittek (77.), Marlon Frielinghausn (90.+2)
SC Auetal: Philip Dunkley (37.), Niklas Brecht (62.) Sahmer Mahmo (81.)

Gelb-Rote Karte:
SC Auetal: Philip Dunkley (76., wiederholtes Foulspiel)

Zuschauer: 220 (davon die Hälfte SCA-Anhänger)

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