Kreispokal: 3:0, 3:2 … wir zitterten uns in die nächste Runde

In der letzten Viertelstunde klappte Auetal zusammen wie ein Liegestuhl

Leichte Favoritenrolle für den SC Auetal, weil’s unser Heimspiel war

„Kreispokal“ – welch zauberhafte Wort für Auetaler Fußballfreunde. Tatsächlich hatte unsere Mannschaft in der jüngeren Vergangenheit hier prächtige Erfolge vorzuweisen. Wir sind amtierender Titelverteidiger (lach), auch wenn der Sieg nach zwei Spielen am grünen Tisch mit Losglück zustande kam. Aber die Endspielteilnahmen 2017 (1:2 in der Nachspielzeit gegen Pollhagen / Nordsehl / Lauenhagen) und 2018 (3:1 zu Hause gegen Engern) sind schon gewaltige Hausnummern. Da freut man sich natürlich auf die Wettbewerb in diesem Jahr.

Mittlerweile haben wir zwei Pokalspiele absolviert … und stehen immer noch im Wettbewerb. Wir wollen hier das erste Spiel beleuchten. Es war gewiss die Spitzenpaarung dieser Runde, auch wenn sie in der Presse kaum Beachtung fand. Die Zeitung schaut sich lieber die Partien des fußschwachen Davids gegen einen siegreichen Goliath an. Naja, soll sie. Zumindest erwarteten unsere Auetaler (Tabellenführer) die SG Liekwegen / Südhorsten / Sülbeck, die man ins obere Tabellendrittel der Kreisliga zuordnen darf.

Anstoss … rechts hinten der Auetal-Schreck Christos Christou

Es gibt Mannschaften die liegen einem. Gegen Engern (egal wo) oder Hevesen (zu Hause) würden wir am liebsten hundert Jahre lang spielen. Doch gegen LiSüSü (wir kürzen unsere Gäst hier der Einfachheit geschuldet ab)? Nein, dieser Gegner behagt wenig. Gegen die Spielgemeinschaft gab es in der Liga bisher eine Niederlage und ein Unentschieden. Das klingt nicht gerade hoffnungsvoll.

Der „Übeltäter“ ist schnell ausgemacht, heißt Liekwegen. Mit Entsetzen denken unsere Uralt-Fans ans Jahr 2005 zurück. Unser Vorgängerverein TuS Rehren A/O spielte eine phantastische Saison. Marschierte ungeschlagen durch die Kreisliga. Und traf im Kreispokalfinale als hoher Favorit auf den TSV Liekwegen. Am Ende fuhren wir gebeutet heim vom Spielort Möllenbeck. 1:3 verloren. Es reichte nur zu einem Tor per Foulelfmeter durch Hakan Kamali, nachdem der junge Marco Thies von den Beinen geholt wurde. Lang ist’s. Doch Liekwegen bleibt ungemütlich.

Benedikt Friedrichs beschattet Ahmet Akman

„Wir werden im Kreispokal eine völlig andere Auetaler Aufstellung erleben“, versprachen unsere Trainer Thomas Reh und Carsten Hauser. Tatsächlich zehren viele englische Wochen an der Substanz der Spieler. Die Aufstellung wurde nun durchgemischt, zur Überraschung wohl der Zuschauer und auch des Gegners.

Eigentlich sollte Freddy Meier im Tor stehen. Denn in der Kreisliga spielt in der Regel Niklas Dohm. Das ist für unseren anderen Schlussmann natürlich öde. Aber Freddy riskierte vier Tage zuvor beim Sieg in Lauenau (3:2) Kopf und Kragen und war stark angeschlagen. So rückte Niklas Dohm wieder ins Tor und konnte sich gleich auszeichnen. Sari Aflaki flankt vor vor unseren Kasten. Hatif Bamba nimmt den Ball direkt, doch Dohm pariert glänzend (13.min).

Dann aber zeigt der SC Auetal, was effektives Spiel bedeutet. Pass von rechts flach vor das Tor. Alle treten vorbei – nur Marc Steinsiek steht goldrichtig, hat nur noch die Maschen des Tornetzes vor sich und trifft: 1:0 (12.min) für Auetal. Es sollte gar noch besser kommen. Wenig später nutzt Marco Hauser einen Freistoß und schießt ins lange Eck: 2:0 (15.min). Effektiver geht’s nicht.

88 Zuschauer verfolgten die Partie

Das Spiel war unterhaltsam, denn beiden Mannschaften boten sich Chancen. Timo Schmalz taucht frei vor Niklas Dohm auf. Der macht sich groß. Vom Körper unseres Schlussmanns prallt der Ball dann ab (33.min). Marc Steinsiek bietet sich die Chance bald auf der Gegenseite. Aber die Kugel rutscht ihm über den Schlappen (37.min). Dann wieder LiSüSü, als Ahmet Akman freie Schussbahn hat. Der Stürmer war so überrascht, dass er das Leder knapp vorbei ballert. Ein Abseitstor von Jonas Winkler zählte nicht, was großen Unmut auf der Rebellenbank hervorrief. (44.min). Nach einer Chance von Eschert (knapp vorbei / 45.min) ging es in die Pause.

Tim Neermann, der mit Wadenproblemen zuschaute, analysierte die 1. Halbzeit wie folgt: „Die ersten fünf Minuten hatten wir Startschwierigkeiten, aber dann haben wir super ins Spiel hereingefunden. Wir standen hinten aggressiv am Mann, gewannen viele Zweikämpfe und haben vorn das Tempo ausgespielt. Bisher gefällt es mir sehr gut!“

Lange Zeit sah die Rebellenbank nur Positives

Der Torhunger des SCA war aber nicht gestillt. Nach einem Eckball steigen zwei Auetaler hoch. Einer davon ist Marc Steinsiek, der wuchtig in den Winkel köpft: 3:0 (51.min), ein Traumtor. Die Glückwünsche sind unserem 26-jährigen Allrounder sicher, der heute einen Sahnetag erwischte.

Bei einem solchen Spielstand kann man sich als Zuschauer gemütlich wohl zurücklehnen. Das Kaltgetränk herunterschlürfen und an der Bratwurst knabbern. Mit drei Toren in Front … da wird doch nichts mehr anbrennen! Die Antworten von LiSüSü waren auch mäßig. Ein Freistoß in der Mauer. Ein Distanzschuss über das Tor. Viel fiel den Gästen in der Folgezeit nicht ein. Auch Lukas Herrmann hatte eine Möglichkeit; sein Schuss zischte am Pfosten vorbei (64.min).

Im Auetal gibt’s eine Krankheit. Manche nennen es Selbstgefälligkeit, der anderen ‚Bruder Leichtfuß‘. Wir dachten alle, die Partie sei locker eingefahren. Doch dann besann sich Liekwegen auf Zählbares. Ahmet Akman tankte sich durch, ließ zwei Auetaler schlecht aussehen und netzte mit einem strammen Spannschuss aus 17m ein: 3:1 (68.min). Sollte es zur Überraschung noch mal spannend werden?

Maurice Pernau beim Einwurf

So wurde es, denn Möglichkeiten boten sich nun hüben wie auch drüben. Hatif Bama zirkelte einen Freistoß gefühlvoll über die Auetaler Mauer. Doch Niklas Dohm flog in den Torwinkel, pariert glänzend (75.min). Auf der anderen Seite setzte Jan Köhler zum Konter an. Vertrat sich allerdings beim Schussversuch und humpelte enttäuscht der Möglichkeit hinterher (82.min).

Wenig später wurde es dann richtig eng. Ein Schuss aus spitzem Winkel landete im Auetaler Tor und machte die Partie nun richtig spannend: 3:2 (84.min). Stadionsprecher Ernst Siepmann konnte bei den grauen Trikots mit blauen Nummern den Torschützen nicht ausmachen. „Es traf irgendeiner in Grau“, tönte es zur Belustigung der Zuschauer über die Lautsprecher. Der ‚Irgendeiner‘ hatte später einen Namen, hieß Timo Schmalz.

Das Spiel war noch nicht durch, denn Auetal wackelte bedenklich. Ein Steilpass auf Philip Dunkley sorgte für Entlastung (90.+1min). Aber der Assistent war nicht begeistert und winkte Abseits, was fraglich war. Dunkley schoss den Ball ins Tor, kassierte wegen unsportlichem Verhalten die Gelbe Karte. In der weiteren Nachspielzeit wurde es nochmals eng. LiSüSü versuchte es mit zwei Distanzschüssen. Doch Niklas Dohm war jeweils auf dem Posten.

Als dann den Schlusspfiff kam, sanken die Auertaler Spieler erschöpft und glücklich auf den Boden. Geschafft, denn dieses Spiel wurde nun doch nicht aus der Hand gegeben. Vor zwei Jahren war dies noch anders. Beim Ligaspiel damals in Kathrinhagen schickte uns LiSüSü mit einem Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit ins Tal der Tränen. Solches Ungemach blieb heute aus.

Skeptischer Blick von Tobias Feldmann

Frank Fuchs, der Gästetrainer, zog als Bilanz: „Für die 2. Halbzeit haben wir uns nichts vorzuwerfen. Wir haben alles versucht und nur bei einer Ecke gepennt.“ Anders sah es unser Trainer Thomas Reh: „Wir haben zu wenig getan, uns am Ende über die Runden geholfen und schlecht Fußball gespielt. Das ist nicht was ich mir vorstelle,“

Zumindest stimmte das Ergebnis. Dass es noch schlimmer laufen kann, zeigte unsere Mannschaft drei Tage später im Spitzenspiel der Kreisliga. Gegen den FC Stadthagen (0:5) lief gar nichts. Da darüber berichten wir ein anderes Mal. Ebenso über das Folgespiel im Kreispokal. Denn nach dem 2:0 bei TuS Jahn Lindhorst sind wir im Pokalwettbewerb weiter fleißig mit dabei.

S t a t i s t i k

SC Auetal – SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten 3 : 2 ( 2 : 0 )
Kreispokal Schaumburg, 2. Runde, Sportplatz Obersburg, Rehren A/O

Auetal: Dohm – Fickendey-Engels, Feldmann, Pernau (46. Brecht), Friedrichs (81. Moussa) – Meyer, Steinsiek – Winkler (64. Dunkley), Herrmann – Hauser (46. Rauhut), Köhler // Trainer: Reh

LiSüSü: Runge – Krösche, Struckmeier (70. Glag), Vogt, Eschert – Christou – Alfaki, Bamba, Evcimik – Schmalz, Akman // Trainer: Fuchs

Schiedsrichter: Julian Krisp (Schwarz-Weiß Enzen)
SR-Assistenten: Robin Krisp (Schwarz-Weiß Enzen), Maxi Espenkötter (TuS Niedernwöhren)

Tore: 1:0 (18.) Steinsiek, 2:0 (23.) Hauser, 3:0 (51.) Steinsiek, 3:1 (68.) Akman, 3:2 (84.) Schmalz

Gelbe Karten:
Auetal: Friedrichs (67./Foul), Dunkley (90.+2/Spielverzögerung) /// LiSüSü: Evcimik (45.+1/Foul)

Zuschauer: 88

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