Wie im Kasperle-Theater … Gruppeneinteilung ist endlich da

Derbys geklaut … und keine leichte Gruppe

Es gibt Momente, da fühlt man sich an die Kindheit erinnert. „Tri-tra-trulla-la, Kasperle ist wieder da“, hieß es auf der Kirmes, wenn die Kasper-Bude mit kurzweiligen Geschichten lockte. Bespaßung pur fürs Vorschul- oder Grundschulalter. Einen tieferen Sinn gab es natürlich nicht. Doch große Freude, wenn der Kasper auftauchte.

An solches fühlt man sich bei der Gruppeneinteilung im Fußballkreis erinnert. „Seid ihr alle daaaa?“ fragte stereotyp der Kasper, als heißersehnt der Vorhang aufging und das hölzerne Gesicht erschien. „Jaaaaaaaa!“, jubelten dann alle Kinder. Wirklich alle? Nein, diesmal nicht. Ein kleiner Junge mit der T-Shirt-Aufschrift ‚SC Stadthagen‘ blickte traurig in die Runde: „Hayir“ (türkisch, heißt ‚nein‘). Synchronisieren wir die weiteren Worte „Nö, nicht mit mir. Ich habe keine Lust“, sagte der Kleine, stand auf vom Stühlchen und verschwand.

Irritiert sah der Veranstalter ins Publikum. Bis dato war er noch so stolz gewesen auf sein ausverkauftes Haus. 50 Zuschauer, alle im Sicherheitsabstand von 1,50 Metern. Und nun ein leerer Platz? Das darf nicht sein. Flugs lief er auf die Straße, griff den erstbesten Knaben und zerrte ihn in die Veranstaltung. Der Junge mit dem Käppi ‚TSV Ahnsen‘ war etwas irritiert. „Halt die Schnauze“, raunte ihm der Veranstalter zu, „du hast das große Los gezogen. Freu dich!“

Genug der Gedanken aus vorzeitigen Kindertagen. Wenden wir uns aktuellem zu. Spät Montagabends, nach 22 Uhr, erreichte die Presse eine Nachricht vom Kreis-Verband. Die Gruppeneinteilung! Endlich ist sie da. Eigentlich hätten die Vereine erste Ansprechpartner sein müssen, Doch in Schaumburg laufen viele Wege anders. Wen kümmerte dies beim Kreis-Verband? Ähnlich wie unser Fußball-Obmann Volker Müller ärgerten sich die Vereinsvertreter in Anbetracht der sonderbaren (Nicht-) Kommunikation.

Aufgeteilt wurden die Kreisligisten in zwei Gruppen zu je acht Clubs. Gespielt wird in zwei Phasen. Zuerst eine Normal-Runde mit Hin- und Rückspielen (= 14 Spiele). Vermutlich treffen sich die besten Vier aus jeder Gruppe zur ‚Aufstiegsrunde‘ (je einmal gegen jeden = 7 Spiele). Die schlechteren Vereine aus jeder Gruppe (Plätze 5-8) würden sich in der ‚Abstiegsrunde‘ wiederfinden.

So weit, so gut. Der SC Auetal spielt in der Gruppe B und hat als Gegner: Haste, Lauenau, Liekweg/Sülbeck/Südhorsten, Lüdersfeld, Niedernwöhren, Pollhagen/Nordsehl/Lauenhagen, Ahnsen.

Ohne den Gegnern nahe treten zu wollen: Das große Los sieht anders aus. Wo bleiben die Lokalderbys? Wir vermissen Engern, Obernkirchen und Steinbergen.

Denn sind wir ehrlich: Was macht den Reiz der Liga aus? Die Spiele gegen den jeweiligen Ortsnachbarn. Da messen sich die Jungs in sportlich-naher Rivalität. Die Zuschauer von auswärts freuen sich der kurzen Wege. Und dem Kassierer steht das Euro-Glitzern in den Augen, verkauft er doch mehr Karten also sonst üblich.

Zu den vermissten Clubs verbindet uns gewaltiges Interesse. Mit Engern haben wir eine ungeschriebene Liga-Partnerschaft. Seit der Fusion 2008, als unser SC Auetal entstand, sind wir beständig in der Kreisliga aktiv. Nie aufgestiegen, nie abgestiegen. Es gibt nur einen Club, der diese Treue teilt: der SV Engern.

Auetal und Engern in der Spielzeit 2020/21 in unterschiedlichen Gruppen? Kein Spiel gegen die Gänse-Kicker in der kommenden Saison? Undenkbar. Drücken wir also Ex-Auetaler und Frisch-Engern-Trainer Marco Gregor beide Daumen und hoffen, dass die Engerschen die Aufstiegsrunde schaffen. Dass wir dabei sind, naja, das setzen wir mal großmütig voraus.

Besonders freuten wir uns auch auf Obernkirchen. Unser neuer Trainer Uwe Wolff kommt ja vom SVO. Trainierte jahrelang die ‚Zweite‘ dort. Mit ihm wechselten auch Torwart Enes Güler, Sturm-Kraftpaket Özan Gök und Sturmpartner Phil Maier vom Ochsenbruch zur Obersburg. Im Gegenzug zog’s unseren Ercan Adsiz hin zum SVO, der als kickender Co-Trainer noch weiterhin Kontakt zu Auetaler Spielern hält.

Auch die Freunde aus Steinbergen werden wir vermissen. Spiele gegen die Truppe von Multi-Funktionär Bernd Reichelt waren stets geprägt von tiefer Freundschaft. Mal siegten die Jungs vom TSV, mal hatten wir die Nase vorn. Aus der vorigen Saison ist noch eine 0:1 Heimpleite von unserer Seite wettzumachen. Traurig ist natürlich auch Nils Mühlenharz, der von der Steinzeichen-Region zu uns nach Rehren wechselte. Gelingt das Derby gegen Steinbergen dann in der Aufstiegsrunde?

UNSERE GRUPPE = DIE SCHWERERE

Natürlich sind Gedankenspiele angesagt. Wer hat die schwierigere Gruppe erwischt? Wir oder unsere Freunde aus der Nachbarschaft? So mancher Auetaler Fan mag unsere Gruppe als die „einfachere“ einordnen.

Doch die Statistik belehrt uns eines Besseren. Schauen wir auf die Resultate der vergangen vier Jahre gegen die Gegner, zeigt dies ein anderes Bild. In 29 Spielen gingen wir 13x Sieger vom Platz, spielten 10x Unentschieden und schluckten 6 Niederlagen. Macht 1,690 Punkte pro Spiel.

Gegen Mannschaften der anderen Gruppe waren wir erfolgreicher. Dort gab es 39 Spiele mit folgender Bilanz: 21 Siege, 11 Unentschieden, 7 Niederlagen. Bedeutet 1,879 Punkte pro Spiel.

Die Statistik zeigt: Aus Auetaler Sicht ist unsere Gruppe die schwerere. Das liegt zum Teil an Lauenau, gegen die uns stets schwer taten. Die ‚netten‘ Obernkirchener (wir haben alle 4 Spiele gewonnen) sind unterdessen in die Parallelgruppe geflüchtet.

Hören wir mal artfremd nach und fragen Ex-Trainer Marco Gregor, der stets ein Ohr am Puls des Fußball Schaumburgs hat.

„Ans meiner, also aus Engern-Sicht, ist unsere Staffel A mega-attraktiv. Dort tummeln sich klangvolle Namen. Für die Kassierer der Sportvereine ist dies eine freudige Einteilung ((er meint die andere Gruppe, Anmerkung vom Berichteschreibers)). Wie diese Staffel-Einteilung zustande gekommen ist, das interessiert mich. Leider gibt es bei uns im Kreis ein Riesen-Kommunikationsproblem. Wenn die Verantwortlichen sich hinstellen und erklären würden, nach welchen Kriterien man vorgegangen ist, dann kann ich damit leben. Dann ist es so. Dann haben die eine Entscheidung getroffen … und fertig. Aktuell erschließt es sich mir nicht.“

Gregor weiter: „Die sagen, es ginge nach dem Tabellenstand der letzten Saison. Aber ich kann die Tabelle drehen wie ich will, ich kriege da kein Bild raus. Auch aus der neuen Quotienten-Tabelle, die gelten würde, wird bei der Einteilung kein Schuh daraus. Nimmt man die Tabelle von März hingegen, erkenne ich auch da keinen Rhythmus. Für mich macht’s keinen Spaß mehr, im Kreis zu arbeiten. Jedenfalls nicht unter dieser Führung.“

„Zusammenfassend ist von den Namen her die Gruppe A eine attraktive Staffel“, so Gregor weiter. Verärgert lautet allerdings sein Fazit: „Von der vermeintlichen Gewichtung der Spielstärke der Mannschaften ist sowohl die Kreisliga als auch die 1. Kreisklasse nicht gerecht eingeteilt. Wir wissen alle nicht, wie‘s nach dem Winter weitergeht. Darüber schweigt der Spielausschuss. Nach welchen Kriterien geht es, wenn in der Meister- bzw. Abstiegsrunde ein Verein VIER Heimspiele, der andere nur DREI Heimspiele hat? Solange sich die Herrschaften des Verbands nicht aus dem Keller trauen, sich vor die Vereine stellen und sagen ‚Das ist unser Weg, das haben wir vor‘, ist die Verärgerung in der Trainerschaft immens.“

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