Mickriges 1:1 in Niedernwöhren

Janni Franke scherzt: „Wir sind voll im Plan.“

In der Kreisliga sind drei Spieltage absolviert. Große Aussagekraft hat die Tabelle wohl noch nicht. Doch tummeln sich FÜNF Mannschaften verlustpunktfrei an der Spitze: Sachsenhagen, Hevesen, Hagenburg, PoNoLa, das „falsche“ Rehren weisen jeweils 9 Punkte auf. Den SC Auetal sucht man in diesem Feld vergebens. Wo liegen wir? Moment, das Fernglas rausholen, wenn’s Richtung untere Tabellenplätze geht. Platz 11 ist es; zwei kümmerliche Pünktchen auf dem Buckel. Von Mannschaften mit Rang und Namen stehen aber noch Victoria Lauenau und SV Obernkirchen (alle 0 Punkte) hinter uns. Ein wenig mehr hatten wir aber schon erwartet.

Das Spiel unter der Woche in Niedernwöhren sollte als richtungsweisend gelten. Gewinnen wir, sind alle Auetaler Herzen froh gestimmt. An eine Niederlage wollte niemand denken, zumal beim Gegner fünf Stammspieler fehlten. Heraus kam allerdings ein 1:1. Ein bisschen mager in einem schwachen Spiel, doch darf die Punkteteilung als leistungsgerecht gewertet werden.

Es dauerte lange, bis sich im Beerbusch-Stadion notierenswertes ereignete. Samer Mahmo wird im gegnerischen Strafraum umgeholzt. Der Schiri pfeift … Freistoß für Niedernwöhren (29.min). Marco Gregor und die Auetaler Bank sind außer sich: „Wie kannst du da ein Stürmerfoul draus machen!?! Wer tritt denn wem die Beine weg?“ ruft unser Trainer entrüstet auf dem Platz. Bei dieser Szene ein Elfmeter für uns … und das Spiel hätte einen anderen Verlauf genommen. Hätte.

Stattdessen durfte Niedernwöhren jubeln. „Banaler Ball in den Strafraum. Stürmer Hellmanns geht in Unterzahl zum Ball und köpft rein“, sieht Marco Gregor die Szene zum 1:0 für Niedernwöhren (40.min). „Ich konzentriere mich auf Fofana“, schildert Rechtsverteidiger Felix Rauhut das Führungstor der Gastgeber. „Dann sehe ich, dass der Ball lang kommt. Fofana ist hinter mir, wollte wohl auch zum Kopfball hochsteigen. Auf einmal kommt Niedernwöhrens Hellmanns von hinten, springt ungefähr 2 Meter 50. Auch ‚Schappi‘ kommt nicht mehr hoch, und Hellmanns köpft ihn schön ins Eck rein.“

Niedernwöhren war begeistert – es ist die einzig nennenswerte Szene bis zur Halbzeit. Bei seiner Pausenansprache war Marco Gregor nicht zufrieden. Verständlich. „Wir spielen belanglos. Die nächsten 45 Minuten entscheiden über den Verlauf der Saison.“

Was bleibt uns in Erinnerung aus jener 2. Halbzeit? Vier Auetaler Freistöße mit unterschiedlichem Gefährlichkeitsgrad. Das Ausgleichtor von Janni Franke. Die Riesenchance, die sich Tim Neermann in der Schlussminute bot. Am Ende stand es 1:1. Hurra, wir leben noch. Für einen Platz in der Tabellenspitze ist dies freilich viel zu wenig.

Standards sind gefährlich. Wenn man sie gut einstudiert ausführt und freilich auch ein wenig Schussglück hat. Man denke nur an Toni Kroos‘ Treffer im Schweden-Spiel. Solch hochbezahlte Spieler haben wir nicht in unseren Reihen. Aber unsere Jungs schießen mit gleichfalls vielen Emotionen. Manchmal fliegt die Kugel um Zentimeter am Ziel vorbei. Andere Male kitzelt der Ball den Abendhimmel.

Die ersten beiden Freistöße schoss Janni Franke, die restlichen Basti Wagner. „Meine beiden Freistöße waren zeitnah hintereinander. Beide etwas rechts versetzt. Eigentlich ideal für einen Linksfuß“, erinnert sich Janni. „Aufgrund der guten Erfahrungen im Freundschaftsspiel gegen Eisbergen (4:0, zwei Franke-Tore) aus ähnlicher Entfernung habe ich mich für die linke untere Ecke entschlossen. Der Ball ging jedoch knapp neben dem Pfosten vorbei. Wobei der Versuch aus meiner Sicht nicht schlecht war. Laut Aussage von Niedernwöhrens Torwart Veit Ehlerding hätte er den wohl nicht gehalten.“

Unsere Freistöße brachten nichts Zählbares. Doch in der 60. Minute fiel dann der Ausgleich. „Aus meiner Sicht war es der einzig vernünftig durchkombinierte Angriff von uns im gesamten Spiel“, meint Torschütze Jan-Hendrik Franke. „Er hat gezeigt, WIE VIEL spielerisches Potenzial eigentlich in unserer Mannschaft steckt. Auch wenn die drei bisherigen Spiele dies nicht unbedingt vermuten lassen.“

Franke weiter: „Samer verarbeitet einen langen Ball mit seiner starken Technik, legt den Ball dann quer auf Moussa. Der schießt aber nicht überhastet, sondern sieht den besser postierten Mitspieler. Ich komme etwa elf Meter vor dem Tor frei zum Schuss. Versuche den Ball möglichst platziert ins rechte untere Eck zu schieben. Ein wenig Glück beim Tor war schon dabei. Torwart Veit Ehlerding, übrigens ein Kollege von mir bei der Sparkasse, spekuliert aufs richtige Eck. Aber der Ball rutscht ihm unter den Armen durch und landet so im Tor.“ 1:1 (60.min).

Das Unentschieden wurde von allen Zuschauern als gerecht gewertet. Auch Niedernwöhren hatte in der 2. Halbzeit zwei dicke Chancen. Nach einem Abwehrfehler schießt Tobias Hellmanns aus drei Metern statt ins leere Tor Philip Dunkley an (55.min). Später ist Hellmanns links außen durch und feuert aus spitzem Winkel. Unser Torwart Metin Yetiz pariert stark (71.min).

Auch unserem SC Auetal bieten sich zwei Möglichkeiten. Samer Mahmo versucht es aus spitzem Winkel. Der Ball war schwierig (88.min).

Dann kommt der Matchball, die super-dicke Chance für Tim Neermann in der Schlussminute. „Der Ball kam aus dem Mittelfeld in Kniehöhe. Halbhoch, ich musste ihn verarbeiten. Hinter mir waren zwei Niedernwöhrener. Ich stand am 16er, frei vor der Bude. Der Torwart geht runter, ich hätte den Ball wahrscheinlich rüberlupfen müssen. Komischerweise habe ich nach links geschossen. Der Ball ist immer weiter rausgeglitten und ging dann knapp am Tor vorbei.“ Für unseren Stürmer und die Auetaler Schlachtenbummler gab es nur Ärgern im Quadrat.

„Was lief war nicht so viel“, wertet Tobias Feldmann, unser Sportlicher Leiter und verletzter Routinier, die Partie. „Das Engagement war in Ordnung. Metin Yetiz hat gut gehalten. An unserer spielerischen Komponente und beim letzten Willen, die drei Punkte zu holen, mangelte es. Unsere Laufleistung reichte nicht. Es fehlt jemand, der unserem Spiel den Stempel aufsetzt und voran geht.“

Unterdessen hat Janni Franke eine besondere Sicht auf den Saisonstart und bringt ein dickes Maß Humor hinein. „Wir sind voll im Plan, was Platz 4 angeht“, meint er mit einem Augenzwinkern. „Voriges Jahr zu Hause gegen Sachsenhagen 1:1 (dieses Jahr 0:1). Voriges Jahr in Exten 0:3 (diesmal 1:1). Voriges Jahr zu Hause gegen Niedernwöhren 1:1 (diesmal bei denen 1:1). Von den Ergebnissen her ist alles so wie in der vorigen Saison.“

Gönnen wir dem ‚Philosophen‘ unserer Mannschaft die letzte Passage des Berichts. „Natürlich machen wir aktuell eine schlechte Phase durch. Es läuft nicht rund. Wir tun uns schwer. Ein gewisser ‚Rucksack‘ ist anzumerken, den wir mit uns herumtragen. Aus welchem Grund auch immer. Aber wir sind in den letzten beiden Spielen immerhin zurückgekommen. Haben zumindest den Rückstand wettgemacht. Selbstverständlich ist das nicht unser Anspruch. Aber es spricht für die Moral innerhalb der Mannschaft. Früher oder später werden wir uns wieder mit Erfolgserlebnissen belohnen.

Wir brauchen unbedingt mal wieder eine Führung. Die hatten wir in dieser Saison bisher noch nicht. Und einen Sieg, zur Not auch einen „schmutzigen“. Dann würde aus meiner Sicht einiges an Ballast abfallen. Nach einem Erfolgserlebnis würde vieles leichter laufen, als es aktuell der Fall ist.“

Zum Glück herrscht für uns Sonntag Liga-Pause. Stattdessen lockt der Bezirkspokal. Als Gegner erwarten wir den Hamelner Bezirksligisten Eintracht Afferde (Sonntag, 19.8.18, 15 Uhr, Sportplatz Obersburg). Gegen den klassenhöheren Gegner gelten wir nominell als Außenseiter. Können also unbelastet aufspielen, den Liga-Frust vergessen und auf die Überraschung hoffen.

S t a t i s t i k :

TuS Niedernwöhren – SC Auetal 1 : 1 ( 1 : 0 )
Kreisliga Schaumburg, 3. Spieltag (14.8.2018)

Niedernwöhren: Ehlerding – Stötzner, Kräft, Brzezinski, Rückert (53. Heumann) – Sennholz, Rüffer – Daus, T. Sölter (70. Nimptschke) – Hellmanns (70. Ademi), Fofana // Trainer: D. Sölter
Auetal: Yetiz – Rauhut, Dunkley, Schaper (46. Gür) – Adsiz, JF Meyer – F. Meyer, Moussa (70. Wagner), Franke (88. Herrmann) – Neermann, Mahmo // Trainer: Gregor

Schiedsrichter: Stefan Krause (Beckedorfer SV)
SR-Assisteten: Frank Wieggrebe + Uli Schendel (beide TSV Algesdorf)

Tore: 1:0 (41.) Hellmanns, 1:1 (60.) Franke
Gelbe Karten: –
Zuschauer: 66

Archiv