Wie der SC Auetal den Zuschlag für das Kreispokal-Finale erhielt

Neidisch blickten die Fußballfreunde aus dem Altkreis Rinteln („Grafschaft Schaumburg“) auf die Liste der Kreispokal-Finalspiele. Die fanden meist im Norden statt. Die Region Rinteln, Obernkirchen, Auetal, Lauenau, Bad Nenndorf ging oft leer aus. In den letzten 20 Jahren wurde „nur“ sechsmal im ‚Süden‘ gespielt (2x Rodenberg, Möllenbeck, Lauenau, Apelern), hingegen vierzehnmal im ‚Norden‘. Die letzten vier Finalspiele fanden allesamt im Norden statt (‚Kreis Schaumburg-Lippe‘), zuletzt in Wiedensahl.

Woran mag’s liegen? Vielleicht haben die Nordvereine einen besseren Draht zu den Entscheidungsträgern. Vielleicht sind die Gegebenheiten dort auch günstiger. Als Deckbergen sich voriges Jahr wieder beworben hatte, wurde dies abgelehnt. Begründung: Schwierigkeiten bei den Parkplätzen.

Auch 2018 erhielt ein Nordverein den Zuschlag für die Ausrichtung. Das Kreispokal-Finale sollte Pfingstmontag in SACHSENHAGEN stattfinden. Das passte den Sachsenhägern am Ende aber doch nicht. An jenem Tag gab es in Auhagen ein „Bierfest“. Zwei Parallelveranstaltungen, das könnte schwierig werden mit den Helfern.

So bat der SV Sachsenhagen um Vorverlegung auf Pfingstsamstag oder –sonntag. Hat auch den Vorteil, dass die Zuschauer und Spieler anschließend mehr trinken können. Der Fußballkreis Schaumburg fand den Verlegungswunsch nicht witzig. Denn dass ein ‚Bierfest‘ in der Nachbarschaft stattfindet, stand bei der Bewerbung Sachsenhagens sicherlich schon fest. Man kann es von zwei Seiten sehen. Jemand aus dem Bewerberteam in Sachsenhagen hat zu kurz gedacht. Andererseits zeigte sich der Verband nicht kompromissbereit. Der SV Victoria Sachsenhagen gab daraufhin die Ausrichtung zurück.

Dann kamen der Spätwinter und auch das Frühjahr mit Eis, Schnee, Matsch und tiefen Böden. Dem Spielausschuss flogen die Ausfälle bei den Ligaspielen nur so um die Ohren. Ein Wust von Nachholspielen baute sich auf. Wie dies in all der Zeit noch schaffen?

Um Freiraum in den Planungen zu haben, buchte der Spielausschuss das Pfingstwochenende fest für Nachholspiele. Ans Kreispokal-Finale war an jenem Zeitpunkt also nicht zu denken. So ging man mit dem Kreispokal-Finaltermin nach hinten. Entschied sich für Samstag, den 16. Juni.

Dumm nur, dass Halbfinal-Teilnehmer Hevesen an jenem Zeitpunkt mit der 1. und 2. Mannschaft auf Urlaub an der Goldküste (Bulgarien) war. Hätte der FC Hevesen das Endspiel erreicht, wären neue Probleme aufgetreten. So stand im Raum, dann das Finale wieder vorzuziehen. Es hätte am 9. oder 10. Juni stattgefunden. Alles nur Theorie, denn Hevesen schied aus (5:7 nach Elfmeterschießen in Engern). So blieb den Planern ein erneutes Chaos beim Termin erspart.

Aber wo sollte nun gespielt werden? Sachsenhagen stand für das neue Datum nicht bereit. Der Finalort wurde neu ausgeschrieben. Tatsächlich gab es zwei Bewerbungen: NIENSTÄDT und RODENBERG. Doch der Verband war skeptisch und lehnte ab. Sinn des Pokalfinales ist, in Orten aufzulaufen, die lange Jahre kein Finalspiel hatten.

Nienstädt schied aus. Hier fand vor zwei Jahren das Endspiels statt ( 2016 Rehren A/R – Engern 3:0). Und Rodenberg? Auch nicht gerade sexy. Die hatten in den letzten 20 Jahren schon zweimal das Finale (1999 Deckbergen/Schaumburg – Lauenau/Feggendorf 5:4 n.E. sowie 2011 Algesdorf – Möllenbeck 6:1). Also blieb der Spielort weiter ungeklärt.

Kurz vor dem Halbfinale traf sich der Spielausschuss zur Sitzung. Vom SC Auetal war Volker Müller hier vertreten. Unser Vorsitzender Dieter Grupe meinte: „Mensch Volker, wirf doch einfach mal unseren Hut in den Ring. Vielleicht springen die drauf an.“ Tatsächlich ist diese Idee reizvoll. Im Auetal gab es noch NIE ein Kreispokal-Finale.

Natürlich war die Zeitspanne sehr kurz. Von Ende April / Anfang Mai bis zum Finaltermin waren es sechs oder sieben Wochen. Da braucht es schon geschickter Planung und eines schlüssigen Konzepts. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, am Sportplatz an der Obersburg mangele es an Parkplätzen. Doch unser SCA hatte auch Trümpfe in der Hand. Im Vorjahr standen wir im Aufstiegsspiel Richtung Bezirksliga. Begrüßten gegen Uetze mehr als 500 Besucher und sorgten für einen tadellosen Ablauf. Fußball-Fan und Organisations-Fanatiker, was willst Du mehr ?!

Reflexartig kamen beim Spielausschuss die üblichen Bedenken. Parkplatzsuche? Zuschauerkapazität? Doch Volker Müller konnte alle Einwände zerstreuen. Das Uetze-Spiel mit seinem reibungslosen Ablauf und großer Außenwirkung überzeugte alle. Der SC Auetal bekam den Zuschlag !!! Nebenbei bemerkt: Es hatte sich kein weiterer angeboten.

Natürlich ist es schwierig, kulinarisch die perfekten Mengen aufzubieten. Nicht zu wenig, dass das Knurren der Mägen und das Hecheln durstiger Zungen den Schiedsrichterpfiff übertönt. Nicht zu viel, damit der Rest nicht weggeworfen werden braucht. Ist ja auch eine Kostenfrage.

„Vom Uetze-Spiel gab es keine Aufzeichnungen. Also mussten wir uns anderweitig schlau machen“, berichtet Volker. „Wir nahmen Kontakt mit der damaligen Wirtsfrau Adelheid auf. Auch hörten wir in Wiedensahl nach, mit welchen Mengen an Getränken und Verzehr man im Vorjahr umging. Es war ja wichtig, dass wir eine Richtschnur hatten.“

Der Rest war „einfache“ Organisation. Liest sich so leicht, doch sind natürlich viele Helfer nötig. Aber ein Finale hier im Auetal … wer will da ablehnen und seine Freunde / Nachbarn / Mannschaft allein im Chaos stehen lassen? „Alle, die wir ansprachen, haben mitgemacht“, so Volker Müller. „Kaum einer sagte ‚Ich will nicht‘. Die große Masse war sofort dabei und hat freiwillig geholfen“.

„Mit allem drum und dran waren 40 – 50 Helfer in Bewegung“, so Volker Müller, unser Spartenleiter Fußball, weiter. „Allein für die Würstchenbude waren 5-6 Leute notwendig. Im Bierwagen standen zwei oder drei, die sich abwechselten. Hinter der Biertheke vier Leute. Acht Mann waren als Ordner im Einsatz. Dann kam der Kaffee- und Kuchenbereich hinzu. Um die Parkplatz-Einteilung kümmerte sich die Rannenberger Feuerwehr, zu der die Wenthe-Jungs beste Kontakte haben.

Alle haben Hand in Hand gearbeitet. Es gab keine Probleme. Auch die Zuschauer waren in Ordnung. Pyrotechnik wie im Vorjahr von den Uetze-Fans blieb diesmal aus. Auf den Rängen haben sich alle vertragen. Die Engern-Fans waren mit zwei Bussen angereist. Nun ja, Auetal und Engern kennen und schätzen sich. Im positiven Sinn. Da geht man fair miteinander um.“ Unser ‚Spartenleiter Fußball‘ freut sich.

„Am Ende zählten wir über 600 Besucher. Die hohe Zahl des Vorjahres aus Wiedensahl war diesmal nicht erreichbar. Das lag gewiss am späten Termin. Am 16. Juni waren viele Teams auf Mannschaftsfahrt, die sonst gekommen wären.“

Der Kreispokal ist keine Wander-Trophäe, sondern geht beim jeweiligen Endspiel an den Finalsieger über. Frage nur: Wo steckt das Objekt des Erfolges? Ihn nahmen erst einmal die Spieler mit nach Hause, um ihn wohl der Verwandtschaft stolz zu präsentieren. Derzeit macht er wohl noch die Runde. Im Clubheim ist das Objekt der Begierde bisher nicht aufgetaucht. Eigentlich gehört er dort platziert … denn Kreispokalsieger wird ein Verein nur in Jahrzehnten einmal.

Es sei denn, man heißt TSV Algesdorf. Dies ist der „Serien-Pokalsieger des Jahrtausends“. Seit 2000 gewannen die Algesdorfer die Trophäe gleich fünfmal (2000, 2001, 2010, 2011, 2015). Kurios. Stand Algesdorf im Endspiel, hieß der Sieger immer Algesdorf.

Doch wie sagt ein chinesisches Sprichwort: „Selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt“. Den haben wir gemacht mit unserem Endspielsieg gegen Engern. Wer weiß, vielleicht gelingt es ja der Mannschaft, hier mit Finalsiegen noch etwas aufzusatteln? Das schreibt sich leicht, ist freilich äußerst schwer.

 

Artikel Lokalsport = © Schaumburger Nachrichten

 

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