Chaos im Auetal !!! Fußballmannschaft zieht sich aus der Bezirksliga zurück

Nicht wir sind gemeint, sondern die „verwandten Brüder“ in der Lüneburger Heide

Seit Urzeiten schauen die Menschen in den Himmel und überlegen: „Sind wir allein im Universum? Oder gibt es auf fernen Planeten Wesen, die uns ähnlich sind?“ Die Antwort blieb bisher aus. Einfacher lässt sich die Frage im Auetal-Kosmos beantworten. Nein, alleine sind wir nicht. Es gibt uns noch gleich zweimal anderswo. Will sagen in noch zwei anderen Regionen, wo Auetaler gleichfalls Sport betreiben: Beim TSV Auetal in der Lüneburger Heide sowie beim FC Auetal nördlich von Northeim.

Was liegt da näher, als die „verwandten Brüder“ zu besuchen? So dachte sich Ernst Siepmann, Verfasser der Berichte hier und leidenschaftlicher Besucher auch fremder Sportplätze. Siepmann überlegt: „Ich bin bald 60 Jahre alt und schaffe es vielleicht noch 20 Jahre zu den Plätzen. Ob ich jemals erlebe, dass eine Auetaler Mannschaft in der Bezirksliga aufläuft?“ Experten wissen: Unser SC Auetal steht immer kurz vorm Aufstieg, scheitert aber in schöner Regelmäßigkeit. Wenn es schlecht läuft, hält dieser Trend die nächsten 20 Jahre an. Die Bezirksliga scheint für uns derart unerreichbar wie jene artverwandten Wesen auf fernen Welten. Sofern es sie denn gibt.

Um dennoch ein Erfolgserlebnis zu bekommen, wandte Ernst Siepmann einen Trick an. Er besuchte die Mannschaft des TSV Auetal in der Lüneburger Heide. Von der Obersburg in Rehren A/O bis zum Platz des TSV in Toppenstedt sind’s 152 km. Oder anderthalb Stunden Fahrzeit, die meiste davon auf der Autobahn. Der Zufall wollte, dass der letzte Spieltag der Bezirksliga an einem Samstag ausgetragen wurde (26.5.2018). Ein Tag, an dem die „Schaumburg-Auetaler“ nicht im Einsatz waren.

Siepmanns Fahrt stand unter keinem guten Vorzeichen. Elf Kilometer vor dem Ziel gab’s einen fetten Stau. Ein Fahrzeug brannte auf der Autobahn. Die Zeit verrann. Als unser Ernst schließlich den TSV-Sportplatz erreichte, war von der Bezirksliga-Partie schon eine Viertelstunde absolviert. Am Vereinsheim verbeigehastet, einige Stufen hoch … und zwischendurch erscholl das Stimmengewirr der Zuschauer. „Da ist ja eine Menge los bei unseren Lüneburger Heidefreunden“, dachte Ernst Siepmann.

Der Eindruck stimmte, jedoch in anderer Beziehung. 102 gezählte Zuschauer am letzten Spieltag sind ein solider Wert. Doch ging es für den Gast aus Soltau noch um viel. So hatte der MTV Soltau seine Anhänger um zahlreiche Unterstützung gebeten. Die Bitte wurde schnell erhört. Ein vollbesetzter Fanbus (50 Leute) fuhr ins Auetal, dazu noch etliche Anhänger des MTV, die mit Privatwagen anreisten. Rechnen wir die etwa 75 Soltau-Fans herunter, sind’s weniger als 30 Eingeborene der „Heide-Auetaler“, die ihre Mannschaft sehen wollten.

„Wir haben nie mehr Zuschauer als 30“, schilderten die Einheimischen das eigene Fan-Interesse. „Das liegt daran, dass in der Mannschaft keine Jungs aus unserer Gegend spielen. Nur Zugekaufte.“ Oh weh. Genau darin liegt das Problem unserer verwandten Brüder aus der Lüneburger Heide. Die Gegend ist landschaftlich sehr schön (genau wie Schaumburg-Auetal). Doch in der dünn besiedelten Region sind Spieler mit Bezirksliga-Niveau kaum anzutreffen. Damit die Klasse „machbar“ ist, müssen Sportler vom Großraum Hamburg angeworben werden. Dass sie nicht nur aus Lust und Liebe in ihr Auto springen und Lüneburg-Auetal beglücken, liegt auf der Hand. Also wird jeder Spieler des TSV Auetal bezahlt. Eine Philosophie, die bei den Schaumburg-Auetalern undenkbar wäre.

Viele Jahre war der TSV Auetal mit dieser Einstellung erfolgreich. Drei Spielzeiten (2005/06 bis 08/09) spielte der TSV gar in der Landesliga Lüneburg. Verglichen mit dem Hannoveraner Gegenstück wäre dies das Niveau von Bückeburg, Wunstorf und Egestorf-Langreder. Die spielten in der Parallelgruppe in jener Zeit .

Doch mit Geld, Legionären und geringen Zuschauerinteresse hält dieser Trend nicht ewig an. Vorigen Winter, nach Ende der Hinrunde, war der TSV Auetal Tabellenletzter der Bezirksliga. Ein sicherer Absteiger. So dachten alle. Zur Rückrunde wurde die Mannschaft aufgepäppelt. Neue Spieler kamen … und Trainer Torsten Altmann gelang das schier Unmögliche. Der TSV eilte von Sieg zu Sieg, war vor dem letzten Spieltag beste Rückrunden-Mannschaft. Ein 4:2 beim TuS Celle FC am vorletzten Spieltag sicherte den Klassenerhalt. Jubelnde Spieler in der Kabine zeigte ein Internet-Foto, was unsere verwandten Brüder stolz präsentierten.

Am Morgen des letzten Spieltags dann der Schock: Der TSV Auetal verzichtet auf eine weitere Bezirksliga-Zugehörigkeit. Geht freiwillig in die Kreisliga zurück. Die Spieler dürfen alle bleiben, wenn sie auf Geld zukünftig verzichten. Das macht natürlich keiner mit. Und so bauen die Lüneburg-Auetaler nun eine neue Mannschaft auf mit Leuten aus der näheren Umgebung. Ob sie Format zum Kreisliga-Erhalt besitzt, das wird sich zeigen.

Als Unterbau blickt der TSV auf eine Jugendspielgemeinschaft mit 14 Mannschaften. „Neun A-Jugendliche rücken in den Herrenbereich. Doch unter Torsten Altmann wollten sie nicht spielen“, hört man es an der Platzanlage munkeln. Kann zweierlei bedeuten: Trainer Altmann ist ein böser Schleifer (aber erfolgreich) … oder die Jungs trauen sich die Bezirksliga nicht zu bzw. sehen ein, dass dieser Schuh dann doch zu groß ist. Sie würden bei Vereinen in der Nachbarschaft dann spielen. Tiefklassig und für den TSV Auetal verloren.

Unter solchen Vorzeichen war die Stimmung schlecht am letzten Spieltag. Kein Wunder, dass die Gäste aus Soltau bald das Spiel an sich rissen. Für den Klassenerhalt brauchten sie dringend die Punkte. Kurz nach der Halbzeit stand es 0:3 … und Soltaus Schlachtenbummler tanzten auf den Rängen. Dann ging jedoch ein Ruck durch den TSV Auetal. Die Altmann-Männer wehrten sich, kamen auf 2:3 heran. Das kostete jedoch Kräfte. Der eingewechselte Mogos Gebremeskel, ein Mann aus Eritrea, machte für Soltau dann den Sack zu. In der Schlussphase setzte er zwei Konter zum Endstand 2:5. Soltau freute sich, dem TSV Auetal war es egal. Der Frust über den freiwilligen Rückzug Richtung Kreisliga saß tief.

Vom Vorstand gab sich niemand auf der Platzanlage zu erkennen. Wahrscheinlich sind die Herren weggeblieben, um kritischen Nachfragen zu entgehen. Umso deutlicher wurde Trainer Torsten Altmann im Gespräch mit Zuschauern. Er sah sich als Bauernopfer. „Dem Vorstand fällt doch nicht am letzten Spieltag ein, dass die Bezirksliga nichts ist. Im Winter hat man wohl gedacht, wir sind Tabellenletzter. Lass den Altmann mal machen, das wird sowieso nichts mehr. Wir steigen ab und haben eine elegante Lösung gefunden.“ Dass die Jungs von Trainer Altmann aber derart dominierten in der Rückrunde, überraschte Verantwortliche wie Experten.

Vor zwei Jahren erreichte unseren SC Auetal eine Anfrage des TSV, ob nicht ein „Auetal-Turnier“ interessant wäre. Ein kleiner Wettbewerb, bei dem der TSV Auetal (Lüneburg), SC Auetal (Schaumburg) und FC Auetal (Raum Northeim) in Freundschaft sich dann messen. Der Sieg heißt dann … klar … AUETAL.

Die Verantwortlichen von Schaumburg-Auetal fanden diese Idee reizvoll. Doch blieb sie, wie so vieles, im Sande stecken. Bei Lüneburg-Auetal war von dem Gedanken nichts bekannt. Vielleicht sind die Ideengeber von damals auch inzwischen abgetreten. Einem Freundschaftssiel zwischen dem TSV und unserem SC steht der neue Trainer skeptisch gegenüber. „Prinzipiell eine gute Idee. Aber in naher Zukunft würde dies nichts bringen. Wir müssen uns erst einmal finden und schauen, wie wir in der Kreisliga bestehen.“

Wünschen wir unseren verwandten Brüdern viel Glück und hoffen auf einen soliden Einstieg. Trainer Torsten Altmann und die bisherigen TSV-Spieler dürften inzwischen bei anderen gutklassigen Vereinen untergekommen sein.

S t a t i s t i k :

TSV Auetal – MTV Soltau 2 : 5 ( 0 : 2 )
Bezirksliga Lüneburg Gruppe 2, 30. und letzter Spieltag

TSV Auetal: Öhler – Gödeke (33. Kendon Sharka), Reche (13. Blay), Tomczak, Düring, Eisenblätter (67. Ballout), Derlek, Rahn, Witte, Zielke, Adul Rauf // Trainer: Altmann
MTV Soltau: Hirschmann – Keyßner, Abend, Wichern, Kahnwald (69. Prigge), TF Lünzmann (68. JN Lünzmann), Tsakiridis, Yavsan, Popov, Hamidic, Meene (69. Gebremeskel) // Trainer: Grabs

Schiedsrichter: Monique Panetta (SV Rösche)
SR-Assistenten: Christoph Ramünke (TSV Suhlendorf 1920) + Laura Panetta (SV Rösche)

Tore: 0:1 (33.) Abend, 0:2 (35.) Meene, 0:3 (47.) Yavsan, 1:3 (58.) Sharka, 2:3 (64.) Derlek, 2:4 (85.) Gebremeskel, 2:5 (86.) Gebremeskel
Gelbe Karten: 7x TSV Auetal // 2x MTV Soltau
Zuschauer: 104 (davon 75 aus Soltau)

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