Sieg gegen Steinbergen bei 60 Minuten Unterzahl

Nur Moussa Guire konnte sich nicht freuen

Was macht der engagierte Fußballfan am Sonntagnachmittag? Klar, er besucht das Heimspiel seiner Mannschaft. So hatte es auch der Berichteschreiber eingeplant. Gegenüber den Menschen aus dem Auetal ist er im Nachteil. Während die Ureinwohner zu Fuß, mit Auto oder Trecker zum Spiel gelangen können, muss er ein wenig weiter fahren und nutzt die Autobahn. Nur ärgerlich, wenn gerade Stau ist und es nicht weitergeht. Dann folgt der Anpfiff ohne den Berichteschreiber. Zwei Seelen schlagen in der Brust. Einerseits wünscht man der Mannschaft viel Erfolg und tolle Tore. Andererseits hofft man auf einen grottenschlechten Kick mit keinen Höhepunkten, um ja nichts zu verpassen.

Ich stand im Stau. Nichts ging mehr. Obwohl es von Bad Eilsen bis nach Rehren A/O nur eine Ausfahrt ist. Mit hängender Zunge erreichte ich den Platz, als 25 Minuten schon gespielt waren. Schnell kam die Frage an den nächsten Zuschauer: „Wie steht’s?“ – „Keine Panik, Junge, 0:0. Du hast noch nichts verpasst.“

Blicken wir auf die Notizen von Trainer Marco Gregor, was sich bis dahin ereignet hat. Erst allerdings die Info, dass diesmal Metin Yetiz unseren Kasten hütete. Der sympathische Keeper, der vorigen Sommer von Südhorsten aus der 1. Kreisklasse kam, hatte bislang ein Spiel bestritten (5:0 gegen Lüdersfeld). Ansonsten guckte Metin von der Wechselbank mit scharfem Blick zur Unterstützung der Kollegen die Bälle aus dem Tor. Für Metin war es eine erfolgreiche Partie. Im zweiten Einsatz hielt er erneut den Kasten sauber. In jenen Tagen wurde er in Fachkreisen „Zu-Null-Metin“ genannt.

Zurück zu den Aufzeichnungen unseres Trainers: Samer Mahmo führt einen Freistoß schnell aus. Knapp vorbei (1.min). Gefährlicher Schuss Steinbergen. Metin Yetiz passt auf (7.min). TSV Steinbergen steckt gut durch. Metin Yetiz klärt stark mit dem Fuß (25.min). Na also, Metin, die Null muss stehen!

Dann war der Berichteschreiber endlich am Sportplatz angekommen und sah gleich einen Aufreger. Im Blickpunkt stand Moussa Guire, unser junger Neubürger aus Kathrinhagen. Vielleicht sollten wir den Nachnamen weglassen, den sowieso niemand kennt, weil alle ihn nur „Moussa“ nennen. Wie bei den Brasilianern, die auch mit Künstlernamen für Ruhm und Ehre sorgen. Die vielen Zusatznamen weiß bei den Jungs vom Zuckerhut sowieso kein Mensch.

Moussa hatte in der 3. Auetaler Mannschaft (4. Kreisklasse) angefangen, war in die 2. Mannschaft (2. Kreisklasse) befördert worden und wurde nun zum Leidwesen von deren Trainer Thomas Piepho wieder eine Mannschaft hochgehievt. Nun spielt der 21jährige in unserer ERSTEN (Kreisliga). Machte sein zweites Spiel. Leider ging Moussa derart beherzt zur Sache, dass er von hinten den Gegner traf. Kein bösgemeintes Foul, doch Schiri Thienel kannte keine Gnade. Rote Karte (30min), vier Spiele Sperre. Dumm gelaufen.

Die Auetaler Zuschauer reagierten erbot. Steinbergens Tim Radtke hatte im Spielverlauf zuvor „nur“ gelb gesehen. Nach Meinung unserer Fans waren es zwei gelbwürdige Aktionen. Hätte also gelb-rot bedeuten müssen. Was genau geschehen war, weiß der Berichteschreiber nicht. Bekanntlich stand er ja im Stau.

Inzwischen brachte sich Tim Neermann in Torschuss-Laune. Neermanns Schuss in der 37. Minute hielt Torwart Florian Mehrens noch sicher. Zwei Minuten später aber zappelte der Ball im Netz. Samer Mahmo bedient Neermann. Der trifft aus 16m ins lange Eck: 1:0 für Auetal (39.min) trotz Unterzahl.

Dass wir mit einem Spieler weniger antreten merkt man dem Spielverlauf nicht an. Kurz vor der Pause hat Samer Mahmo zwei gute Möglichkeiten. Nach einer langen Flanke von Phil Dunkley schießt Samer im Fallen knapp vorbei (41.min). Später ein Mahmo-Schuss aus spitzem Winkel. Torwart Mehrens lenkt mit Mühe den Ball zur Ecke (43.min). Dann ist Halbzeit.

In der Kabine warnt Marco Gregor trotz der Führung seine Jungs. „In der 2. Halbzeit müssen wir Profil zeigen. Es wird ein richtig schwerer Job. Wichtig ist, dass wir im Mittelfeld wenig Fouls machen. Wir spielen weiter mit zwei Spitzen. Haben die Klasse, auch mit 10 Mann das zweite Tor zu schießen. Gelingt uns das nicht, sind wir in der Lage, auch in Unterzahlt das 1:0 über die Zeit zu bringen. Metin hat bisher bombensicher gehalten. Im Gegensatz zu Steinbergen, die nichts auf der Bank haben, können wir noch drei gute frische Kräfte bringen.“

Gleich nach der Halbzeit schien das Spiel entschieden. Florian Meyer traf zum 2:0 … so dachten alle. Doch Schiedsrichter Andreas Thienel sah seinen winkenden Assistenten. Seine Entscheidung lautete „abseits“. Kein Tor. Empörung folgte aus dem Auetaler Ultra-Block. „Das kann doch nie und nimmer abseits ein. Flo Meyer kam von hinten rangesprescht.“ Wolken des Zorns brauten sich über den Köpfen der Auetaler Fans zusammen.

Wir fragten Schiri Thienel nach Spielende. „Mein Assistent hat’s angezeigt“, erwiderte der Rodenberger. „Ich verlasse mich darauf. Schließlich gibt es in der Kreisliga noch keinen Video-Beweis.“ Sympathische Antwort, die uns jedoch nicht weiterhalf.

Nach einer knappen Stunde wurde auf Auetaler Seite das Zittern eingestellt. Denn Florian Meyer holte nach, was ihm per Abseitspfiff verwehrt wurde. Unser Rechtsaußen tankt sich durch und netzt entschlossen ein ins kurze Eck: 2:0 (58.min) … natürlich weiterhin in Unterzahl. Die Auetaler jubeln, denn von Steinbergen kommt nichts mehr.

Während Marco Gregor drei frische Kräfte brachte, notierte unser Trainer noch vier Auetaler Möglichkeiten. Und von Steinbergen? Nichts. Konter über Tim Neermann und Samer Mahmo, doch Samer verzieht um Zentimeter (65.min). Noch mal Samer aus spitzem Winkel, knapp vorbei (immer noch 65.min). Pass von Felix Rauhut zurück auf Basti Wagner. Mit links vorbei (75.min). Philip Dunkley läuft übers ganze Feld. Seinen scharfen Querpass verpassen jedoch alle (81.min).

Am Ende herrschte große Freude bei den Auetalern, denn unsere Mannschaft hält die Spitze der Tabelle weiterhin im Blick. „Das haben die Jungs heute richtig gut gemacht“, jubelte Jens Kästel, der Mannschaftsverantwortliche. Auch in flüssiger Form zahlte sich dies für die Truppe aus. Es gab eine „Kiste von Kiste“. Uwe ‚Kiste‘ Bierschwale, großer Fan der Mannschaft, ließ sich nicht lumpen und spendierte einen Kasten Bier. „Heute habt ihr echt gut gespielt“, lautete sein anerkennender Kommentar.

Nur zwei Spieler waren untröstlich. Zum einen Moussa Guire, der rot-bedacht wie ein Häufchen Elend aussah. Auch Samer Mahmo konnte wenig jubeln. Er sah die fünfte gelbe Karte und darf beim Niedernwöhren-Spiel nicht mitmachen. „Samers gelbe Karte ist überzogen“, urteilte Jens Kästel und verwies darauf, dass Steinbergen Tim Radtke bei einer wesentlich schärferen Aktion auch nur gelb gesehen hatte.

Sei’s drum. Wir hängen in der Berichterstattung zurück. Doch seien Sie gewiss: In ein paar Tagen folgt der Bericht vom Niedernwöhren-Spiel.

S t a t i s t i k :

SC Auetal – TSV Steinbergen 2 : 0 ( 1 : 0 )
29.4.2018; Kreisliga Schaumburg, 26. Spieltag

Auetal: Yetiz – Rauhut, Struckmeier, Dunkley – Adsiz, JF Meyer (72. Wagner) – F. Meyer, Moussa, Franke (74. Steinsiek) – Mahmo (82. Fels), Neermann // Trainer: Gregor
Steinbergen: Florian Mehrens – Mielke, R. Maier, Steep, Franchi – Sasse – Kandzia, R. Mieruch, Radtke (46. Möller) – Felix Mehrens, Bartels // Trainer: H. Maier

Schiedsrichter: Andreas Thienel (SG Rodenberg)
SR-Assistenten: Frank Wieggrebe (TSV Algesdorf) + Martin Sczeponik (SG Rodenberg)

Tore: 1:0 (39.) Neermann, 2:0 (58.) F. Meyer
GELBE KARTEN:
Steinbergen: Radtke (16.) // Auetal: Adsiz (22.), Mahmo (52.)
ROTE KARTE: Auetal: Guire (30./Foul)

Zuschauer: 86

 

Vorbericht zum Spiel : 180429 Pgr. Auetal-Steinbergen

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