Grausamer Arbeitssieg

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Vorbericht ===>>>  PDF-Icon

 

Die einen konnten nicht, die anderen passten sich dem Niveau schnell an

170910 SCA-Lüd025:0 gewonnen !!!  Jubelnd liegen sich die Spieler in den Armen, lassen sich von den Fans feiern, während der Gegner schwer enttäuscht Richtung Kabine schleicht. Später hört man laute Rhythmen aus der Auetaler Umkleide, sieht so manchen Gönner eine Kiste Kaltgetränke dort hineinbringen. Beste Stimmung herrscht beim Sieger. So stellt man sich die Lage vor nach einem hohen Sieg. Aber im Auetal? Jannik Franke, Philosoph der Mannschaft und aktuell verletzt, meinte: „Wenn du den Bericht schreibst, erwähne bitte: Lüdersfeld ist die schlechteste Mannschaft, die seit zehn Jahren hier Fußball spielt … und auch wir sind grausam schlecht.“ Kurioserweise erhob sich nirgends Widerspruch.

Wir wollen zur Ehrenrettung beider Mannschaften anmerken, dass es Tage gibt, an denen Fußballkunst ein Fremdwort bleibt. Die letzten Auetaler Siege hatten unsere Anhänger wählerisch gemacht. Auch Lüdersfeld kann sicherlich zulegen. Nicht nur eine Schüppe drauf, sondern eine ganze Baggerladung besser spielen. Wie sonst ist zu erklären, dass der TuS gegen Engern mit 3:2 gewann und auswärts in Lauenau 1:0 triumphierte. Wenn wir schlecht waren und der TuS etwas schlechter als schlecht … ja, wie waren dann die anderen bei den Lüdersfelder Siegen? Lassen Sie uns aber wieder auf den Teppich zurückkehren und hoffen, dass es alle besser können.

170910 SCA-Lüd04Vor Spielbeginn überraschten beide Trainer mit den Aufstellungen. Wichtige Leute blieben draußen, was den Torwart und den zentralen Stürmer betraf. Bei uns war Niklas Dohm auf Bayern-Sichtung. Nicht in der Allianz-Arena bei einem Bundesliga-Spiel, sondern irgendwo in der bayrischen Provinz, wo er demnächst sein Studium antritt. Metin Yetiz gab nun sein Kreisligadebüt. Auch Lüdersfeld wechselte den Keeper, stellte Bjarne Krause zwischen die Pfosten.

Im Sturm blieb Samer Mahmo erst mal draußen. Ohne ihn hatte es im Pokalspiel gegen Exten überraschend gut geklappt (4:0). „Samer war unter der Woche krank. Ich weiß noch nicht, wie belastbar er ist“, erläuterte Marco Gregor die Lage. Auch Ingo Poschlod ließ bei Lüdersfeld einen starken Stürmer draußen. Emran Kilic (früher Hagenburg) saß erst einmal auf der Bank.

Einen Fingerzeig, wie dieses Spiel verläuft, sahen die Zuschauer schon in der dritten Minute. Flanke von rechts, Flugkopfball Lukas Herrmann. Marc Steinsiek steht frei vor der Kiste. Doch der dreifach-Torschütze aus dem Engern-Spiel hatte keinen guten Tag erwischt. Aus fünf Metern drischt er das Leder weit übers Torgehäuse. Marco Gregor ist genervt. „Konzentriert euch doch vor dem Tor!“ ruft er den Spielern zu.170910 SCA-Lüd05

Volle Konzentration hatte hingegen Lüdersfelds Hauke Windheim. Der bullige Rechtsverteidiger erwischt eine Feldmann-Ecke perfekt und wuchtet sie ins eigene Tor: 1:0 (7.min). Vielleicht war’s auch ein bisschen Mitleid, um unseren Jungs zu zeigen, wie man bei Torversuchen es richtig macht. Lüdersfeld zeigte sich aber nicht geschockt, bekommt einen Freisstoß zugesprochen (10.min). Aus 17 Metern geht die Kugel knapp vorbei. Die Auetaler Zuschauer stöhnen. „Den haben wir schon drin gesehen.“ So ist es eben, spielst du schlecht, brauchst du ein wenig Glück.

Bis auf eine nennenswerte Szene verpufften die Auetaler Angriffe in dieser Halbzeit. Alex Enzi mit Freistoß in die Mauer (20.min). Tim Neermann aus der Drehung, Torwart hält (23.min). Ballverlust von Lüdersfelds Xhosha an der eigenen Strafraumgrenze, Herrmann und Steinsiek schlagen daraus kein Kapital (31.min). „Konzentriert euch doch mal“, brüllt Marco Gregor.

Zumindest ansatzweise vielversprechend war ein schnell ausgeführter Freistoß (37.min). Tim Neermann bedient Tobias Feldmann, der außen durchmarschiert und in den Strafraum gibt. Aber Flo Meyer trifft einen Verteidiger und nicht das Innere des Tores. Auch Lüdersfeld hatte noch eine Möglichkeit, als Ali Touré gefährlich flankt. Doch seine Mitspieler verfehlen die Hereingabe. Dann war Halbzeit.

170910 SCA-Lüd08Marco Gregor war in der Pausenansprache nicht zufrieden. „Unser Spiel ist eine Katastrophe von jedem. Das kann nicht unser Anspruch sein. Unsere Rückwärtsbewegung findet nicht statt. Wenn wir nicht die Geschwindigkeit nutzen gegen diesen Gegner, können wir froh sein, wenn wir 1:0 gewinnen.“

Zur 2. Halbzeit kam dann Samer Mahmo, der die Torgefahr in den Genen hat. Tim Neermann blieb draußen. „Ich habe mir einen Nerv eingeklemmt, schon seit dem Stadthagen-Spiel vom letzten Wochenende. Mein Bein schläft während des Laufens ein“, schildert Tim die gesundheitliche Situation. Auch für Basti Wagner war früh Schluss. Ein gegnerisches Knie lädierte seine Hüfte (18.min), so dass er dieses schwache Spiel von außen her verfolgen konnte.

Samer Mahmo ist unser Torgarant. Flo Meyer schickt ihm prima steil, und mit der ersten Ballberührung sorgt Samer für das 2:0 (49.min). Die Zuschauer durften aufatmen. Anders als gegen Rehren A/R würde es bei diesem schwachen Gegner wohl nicht zum Ausgleich kommen.

Anschließend lief sich der Auetaler Angriff mehrmals im Abseits tot. Eine Szene war jedoch sehr strittig, als Samer – steil geschickt von Lukas Herrmann – zurückgepfiffen wurde. „Das war nie und nimmer abseits“, ärgerte sich Alexander Enzi. „Der Schwarze stand noch dahinter.“ Er meint Ali Touré. An die Namen der westafrikanischen Wunderwaffen, die bei unseren Gegnern auflaufen, muss man sich erst gewöhnen.170910 SCA-Lüd10

Die wenigen Lüdersfelder Chancen kamen durch Auetaler Fehler. Alex Enzi spielt einen Fehlpass, rettet dann aber auf Kosten einer gelben Karte (73.min). Der Lüdersfelder Freistoß geht einen Meter übers Tor. Metin Yetiz kann mit seinem Kreisliga-Debüt zufrieden sein. Drei Bälle musste er halten, mehr ließen seine Vorderleute und der schwache gegnerische Sturm nicht zu. Ob es gegen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte genauso läuft, bleibt abzuwarten.

Endgültig erledigt war das Spiel beim 3:0 (79.min). Lukas Herrmann bedient Samer Mahmo, der trifft ins lange Eck. Das Resultat scheint ausbaufähig, doch wenig später hebt Samer den Ball freistehend  Torwart Krause in die Arme. (82.min).

Zwischen den zeitlichen Notizen des Schiedsrichters und unseres Trainers gibt es eine Diskrepanz. Der Schiri notiert die 81.min beim 4:0; für Marco war’s die 84.min. Egal, etliche Auetaler stehen frei. Samer bedient Tobias Feldmann, der überlegt einschießt: 4:0.

Auch Lüdersfeld hat dann noch eine Möglichkeit. Ingo Poschlod, der sich inzwischen eingewechselt hatte, wird steil geschickt, schießt aber rechts vorbei. Bald läuft die Nachspielzeit, in der der wackere Samer noch einen draufsetzt. Torwart Metin Yetiz bekommt bei dieser Szene einen halber Scorer-Punkt. Seinen weiten Abschlag köpft Herrmann zu Mahmo, der umkurvt den Torwart und schiebt ein: 5:0 (90.+2 min). Das ist der Endstand; der Schiri pfeift nicht wieder an.

170910 SCA-Lüd11aDie Auetaler Euphorie hielt sich in Grenzen. „Eine miese Leistung“, gesteht Jens Kästel, unser Sportlicher Leiter. „Trotzdem sind die drei Punkte im Sack. Nichts anderes zählt.“ Philip Dunkley sieht es ähnlich. „In zwei Wochen fragt keiner mehr danach.“

Angefressen ist hingegen Marco Gregor, der die sportliche Verantwortung im Guten wie im Schlechten trägt. „Am Dienstag Training ohne Ball“, lautet die drohende Anweisung an seine Schützlinge. Marco hat aber ehrlichen Humor. Als er das Spiel bewerten sollte, schickte er ein Piktogramm. Es zeigt ein fettes Kreuz. Muss irgendwie mit der Bundestagswahl zusammenhängen …

Etwas Positives gibt es jedoch für die Mannschaft. Von den Ergebnissen her ist sie klar in der Spur, hat vier Kreisliga-Spiele in Folge gewonnen. Für diese Leistung gibt es ein Essen. Uwe „Kiste“ Bierschwale, ein großer Fan des Teams, spendiert der Truppe selbstgekochte Spezialitäten. So hat ein holpriges 5:0 doch seine Vorteile.

In historischen Zusammenhang bringt Henne Ebeling das Resultat. “Ich denke an die Begegnung vor zwei Jahren in Lüdersfeld. Wir gingen schnell mit 1:0 in Führung und hatten danach etliche Torchancen vergeben. Es waren gefühlt um die fünfzehn Möglichkeiten, die wir ausließen. In der 90. Minute gibt es dann einen Freistoß gegen uns … und plötzlich steht es 1:1. Danach haben wir uns richtig dumm angeguckt. Wenn wir das Spiel heute sehen, ist es in der Fünf-Jahres-Wertung doch eine Steigerung.“170910 SCA-Lüd13

Kommenden Sonntag geht es zum TSV Eintracht Exten (17.9., 15.00 Uhr). Der Gastgeber sinnt auf „Rache“ für das 0:4 und wird gewiss ein anderes Kaliber sein als diesmal Lüdersfeld. Schauen wir mal, mit welcher Form die Auetaler Kicker uns dann überraschen.

 

 

 

 

S t a t i s t i k :

170910 SCA-Lüd14SC Auetal  –  TuS Lüdersfeld    5 : 0    ( 1 : 0 )
Kreisliga Schaumburg,  7. Spieltag

SC Auetal:   Yetiz  –  Rauhut, Enzi, Dunkley  –  Ebeling, JF Meyer  –  Wagner (18. F.Meyer), Feldmann, Neermann (46. Mahmo)  –  Herrmann, Steinsiek (84. Friedrichs)    //    Trainer:  Gregor
Lüdersfeld:   Krause  –  Windheim, Xhosha, Hartmann  –  Touré, Gross, Faulhaber (46. Fahlbusch), Stehr  –  Hainke (74. Poschlod), Fofana (46. Kilic), Cur    //    Trainer:  Poschlod

Schiedsrichter:    Jens Günther  (Victoria Lauenau)
SR-Assistenten:  Martina Günther  (Victoria Lauenau)   +   Mel Günther  (Victoria Lauenau)

Tore:   1:0 ( 7.) Windheim / Eigentor, 2:0 (49.) Mahmo, 3:0 (79.) Mahmo, 4:0 (81.) Feldmann, 5:0 (90.+2) Mahmo
Gelbe Karten:  Auetal: Enzi (73./ Foul)   //   Lüdersfeld: Windheim (16./ Foul)
Ercan Adsiz fehlt diesmal in der Aufstellung, ist in Urlaub.
Zuschauer:    77 + 1 Hund

 

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