2. Qualifikationsspiel: Endstation Nordstemmen

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Henrik Ebeling löste Sonderaufgabe perfekt  –  Stürmer-Star Abdul kaltgestellt

170610 Nordst-SCA00Aus. Vorbei. Ausgeschieden. Was nach dem 2:2 im ersten Quali-Spiel gegen Uetze schon höchst wahrscheinlich war, ist eingetreten. Es hat für uns auch in der Folge-Partie nicht gereicht. Wir unterlagen 0:2 beim VfL Nordstemmen. Das Resultat geht schon in Ordnung. In einem Spiel mit wenig Torchancen hat sich die Mannschaft solide präsentiert. Doch mussten wir feststellen, dass es für die Bezirksliga nicht reicht. Zu unserem Pech erweist sich Nordstemmen derzeit als „Schaumburg-Killer“. Bereits in der Bezirksliga mussten die Teams aus unserer Region gegen diesen Gegner (fast) alle Segel streichen. Der SC Rinteln unterlag gegen Nordstemmen mit 0:1. Algesdorf ging 0:4 dort baden. Obernkirchen holte zumindest ein 3:3 zu Hause, nachdem Nordstemmen am Ochsenbruch schon 3:1 in Führung lag.  Das aktuelle Resultat passt also in die Phalanx Schaumburger Ergebnisse. So jammert man in Schaumburg aller Orten: „Nordstemmen wird unsere Freude dämmen.“

170610 Nordst-SCA01Wie konnte es sein, dass der VfL Nordstemmen bei dieser Leistung so weit unten steht? „Wir hatten zu Saisonbeginn sechs verletzte Stammspieler“, erläutert Peter Buchholz, der sich ums Sponsoring der Nordstemmer kümmert, „Unser Saisonstart verlief so ziemlich holprig. Vor drei Monaten wurde der Trainer ausgewechselt. Für Thomas Siegel kam Malte Petzold.“ Und mit ihm der Erfolg. Aus den letzten fünf Ligaspielen holte der VfL 13 Punkte. Respekt! Wir können es als Pech bezeichnen, dass wir Nordstemmen als Gegner hatten. Gegen Rinteln, Grasdorf oder sonstwen wäre die Aufgabe einfacher gewesen.

Apropos Aufgabe. Eine solche bekam vor Spielbeginn Henrik „Henne“ Ebeling. Der Abwehrspieler zählte zuletzt nicht zur Startformation und musste sich nach Verletzung erst an die Mannschaft heranarbeiten. Henne war auf einer Silberhochzeit eingeladen. „Trink nicht soviel“, gab Trainer Marco Gregor ihm mit auf den Weg, „ich habe eine Sonderaufgabe für dich.“

Die neue Weisung hatte es in sich. Er sollte sich mit dem pfeilschnellen Adulmalik Abdul befassen. Der Stürmer-Star bedeutet für Nordstemmen einen Glücksfall. Mit seinen 19 Jahren ist er aus Liberia geflohen und wohnt nur einen Katzensprung entfernt vom Sportplatz. „Abdul fragte, ob er mittrainieren dürfe. Wir freuten uns, dass er dieses Niveau mitbringt und haben ihn in unsere Mannschaft sofort aufgenommen“, berichten die Nordstemmer.170610 Nordst-SCA05

Vermutlich wird er nächste Saison den Weißen nicht mehr zur Verfügung stehen. Verschiedene Vereine sind auf ihn aufmerksam geworden. Einer der Interessenten ist der benachbarte VfV Hildesheim (Regionalliga). Gerüchten zufolge hätte auch RB Leipzig Interesse bekundet, was aber wohl nicht funktionieren würde. Die Sache mit Leipzig ist ein Hammer. Entweder höchst bemerkenswert oder nett zurechtgelogen. Sollten Späher aus Leipzig beim Quali-Spiel vor Ort gewesen sein, hätten sie aber nicht Malik Abdul mitgenommen, sondern unseren Henrik Ebeling. Denn Henne deckte die schwarze Sturm-Perle der Nordstemmer völlig zu, lieferte ein bärenstarkes Spiel und gilt für uns als „Mann des Tages“. Wenn Henne allerdings für Leipzig kickt, verflixt, wer soll dann Haus und Hof versorgen?

SCA-Vorsitzender Dieter Gruppe schmunzelte angesichts der Leistung von Henrik Ebeling. „Unser kleiner Landwirt! Der steht dem auf den Puschen und geht zur Not mit auf die Toilette.“  Uwe ‚Kiste‘ Bierschwale weiß um die Gemütslage des souveränen Abwehrspielers: „Henne sagte mir: Als ich den ersten Sprint gelaufen bin und gemerkt habe, ich bin einen Tucken schneller, habe ich keine Angst mehr gehabt.“

170610 Nordst-SCA06Nur einmal konnte unser guter Henne nicht eingreifen, als die Nordstemmer ein Elfmeter-Geschenk bekamen (68.min). Marco Gregor wertet jene Schiri-Entscheidung in seinen Notizen als „lächerlich“. Dieter Gruppe, selbst seit Jahrzehnten Unparteiischer, tobt: „Dann pfeift der Schiri so einen Elfmeter? Da muss er auf der anderen Seite gegen Alex Enzi auch einen geben!“ Doch die Dominanz von Henne Ebeling zeigte Wirkung. Schütze Adul war derart entnervt, dass er den Strafstoß rechts vorbei zog. Es blieb beim 2:0 für die Nordstemmer.

Was war vorher geschehen? Wie lief das Spiel? Torhüter André „Bomber“ Müller, der für den verhinderten Niklas Dohm in den Kasten rückte, beklagte die fehlende Auetaler Durchschlagskraft im Sturm. „Wir hatten in der 2. Halbzeit nicht eine Torchance.“ Trainer Marco Gregor darauf: „Die aber in der 1. Halbzeit auch nicht!“  Stimmt. Es war eine Partie mit wenig Chancen.

Vielleicht wäre alles anders gelaufen, hätten wir eine unserer beiden Möglichkeiten zu Spielbeginn genutzt. In der 4.min schießt Samer Mahmo aus 20m volley knapp übers Tor. Kurz darauf bietet sich eine dicke Kopfball-Chance für Ercan Adsiz (Foto). „Wenn der Ball reingeht, wäre es vielleicht spannender geworden“, mutmaßte Marco Gregor in seiner Stellungnahme für die Zeitung.170610 Nordst-SCA07

Rein ging der Ball tatsächlich. In der 39.min tritt Jonathan Dohmen zum Freistoß an. Ein unnötiges Foul der Auetaler war vorausgegangen. Und Dohmen? Nimmt aus 22m Maß, haut den direkten Freistoß perfekt in den Winkel! Unhaltbar, toll gemacht. „Bomber“ Müller und jeder andere Torwart in seiner Lage konnte dem Ball nur tatenlos noch nachschauen. Man hätte stehend Beifall klatschen können, auch wenn’s die falschen Farben wären.

Ist jener Dohmen häufig gut für solche Tore? „Er schießt nicht immer die Freistöße. Doch wenn er antritt, sind sie gefährlich“, berichtet Mannschaftskollege Adel Omayrat. „Dabei ist Jonathan seit einem Jahr erst wieder bei uns, ist von einem Auslandsaufenthalt zurückgekehrt.“  Was für  Schaumburg Burak Buruk und Tim Schöller sind, ist für Nordstemmen also Jonathan Dohmen. Gut, wenn man solche Spezialisten hat.

170610 Nordst-SCA09In der 2. Halbzeit notierten wir vier Chancen für den VfL Nordstemmen. Die erste (52.min) ging noch glimpflich aus. Hagen Bauermeister ist bei einem Konter alleine auf dem Weg zum Tor. Doch „Bomber“ Müller pariert großartig. Sechs Minuten später jedoch Jubel bei den weißen Gastgebern. Zweikampfschwäche, simpler Doppelpass durch die Mitte, Tor! Konrad Schneider hatte damit den Sack zugebunden und die Nordstemmer mit 2:0 in Front gebracht (58.min).

Ein folgten noch zwei Chancen für Nordstemmen. Die eine, das Elfmeter-Geschenk mit Abduls psychologisch anhaltendem Ebeling-Trauma, schilderten wir bereits. Die andere (82.min) sieht Robin Thimm in bester Einschussmöglichkeit. Nach einer Körpertäuschung steht er allein vor Torwart Müller, verzieht jedoch. Und Auetaler Chancen? Sie ahnen es, lieber Leser, keine.170610 Nordst-SCA11

Mit 2:0 durfte Nordstemmen sich des Siegs erfreuen. Es folgte das obligatorische Elfmeter-Schießen, was jedoch nur für die Statistik noch von Bedeutung ist. Fern jeder Last liefen die SCA-Schützen zu Hochform auf. Samer Mahmo, Basti Wagner, Felix Rauhut, Alex Enzi traten jeweils an … alle drin !!!  Im Gegenzug hielt „Bomber“ Müller zwei gegnerische Schüsse der letzte Auetaler Schütze (Tobi Feldmann) nicht mehr antreten musste. Wir hatten das Elfmeterschießen mit 4:3 gewonnen. Ist zwar nur der schwache Trost des Unterlegenen, aber was soll’s.

Vom Zuschauerinteresse war dieses Aufstiegsspiel spärlich besucht. Wir zählten 251 Köpfe, hinzugerechnet auch die Kinder, die zwischen Hüpfburg und gelegentlichem Blick aufs Spielfeld pendelten. Aus Auetal mögen 80 Schlachtenbummler angereist sein. Jens Kästel, unser Sportlicher Leiter, stellte sich Atmosphäre anders vor. „Hier ist doch nix mehr los. Keiner ist mehr wegen Fußball gekommen. Ein reines Familienfest.“ 

170610 Nordst-SCA67Nun ja, Nordstemmen hatte dieses Spiel mit einem Sommerfest verbunden. Die Reaktion der Spieler unserer Gastgeber war ebenfalls befremdlich. Man ist freudestahlende Gesichter gewohnt, Bückeburger Affentänze, jubelnde Akteure mit Bierduschen und ähnliches. Doch bei Nordstemmen nichts dergleichen. Jeder der weißen (sorry, in weiß gekleideten) Spieler bekam nach Spielende noch einen Umschlag zugesteckt. Was da wohl drin war? „Die monatliche Prämie“, hörten wir aus Nordstemmer Spielerkreisen. In Auetal läuft alles anders. Das Geld fließt in die Mannschaftskasse, wobei das Team entscheidet, mit welchen kameradschaftlichen Maßnahmen die Kohle dann verprasst wird.

Bitte verstehen Sie die kritischen Bemerkungen richtig, lieber Leser. Es soll sich nicht wie Nörgeln eines Unterlegenen anhören. Nordstemmens Sieg geht sicherlich in Ordnung. Arndt „Keule“ Struckmeier brachte es jedoch auf den Punkt. „Am letzten Spieltag, wenn die Entscheidung fällt, drücken wir dem SV Uetze 08 die Daumen. Die Uetzer Jungs sind feine Kerle. Mit denen konnte man sich nach dem Spiel noch richtig unterhalten.“

Was bleibt nun in Erinnerung? Platz 2 der Kreisliga, Relegation vorbei, Aufstieg misslungen. Sind wir das „Bayer Leverkusen aus Schaumburg“? Die Älteren erinnern sich. Es gab mal Zeiten, da schnupperte die Leverkuser Werkself stets am Erfolg, konnte aber trotz bester Möglichkeiten nie einen Titel holen. So ließ sich der Verein den Namen „Vizekusen“ rechtlich sichern. Oder sind wir die „Holländer der Kreisliga“? Wieder ein Blick in die Vergangenheit. Die Niederländer standen dreimal im WM-Finale. Und? Immer verloren. Platz 2 stürzte die Oranje-Fans in Depression.170610 Nordst-SCA14

Von solchem Ansinnen will Trainer Marco Gregor gar nichts wissen. „„Wir haben eine super Saison gespielt, fühlen uns nicht als Verlierer. Es fehlt lediglich etwas auf dem Briefkopf“, zitieren ihn die Schaumburger Zeitungen. Gregor weiter: „Wir haben heute keine Relegation verloren, sondern dürfen uns freuen, dass wir so weit gekommen sind und Vizemeister wurden. Diese Saison sind wir ohne auswärtige Neuzugänge angegangen. Platz 5-7 hatten die Fachleute vermutet. Dass wir nun Zweiter wurden und die Aufstiegsrunde spielen durften, ist enorm.“

170610 Nordst-SCA15Die Mannschaft wird uns auch in Zukunft viel Freude bereiten. Das Team bleibt zusammen und zeigte in allen Aktionen, wie charakterfest es ist. Doch es war hart. Alex Enzi stöhnte nach dem Schlusspfiff: „Ich kann nicht mehr. Ich glaube, ich muss die Sportart wechseln.“ Sein schmerzverzerrtes Gesicht ließ aber noch ein Schmunzeln zu. Jetzt folgen erst einmal drei Wochen Pause. Ein Teil der Truppe tobt sich auf Mallorca aus. Am 7. Juli geht es weiter. Dann fängt die Vorbereitung für die nächste Spielzeit an. Wir freuen uns darauf.

 

 

 

S t a t i s t i k :

2. Qualifikationsspiel:    VfL Nordstemmen  –  SC Auetal    2 : 0    ( 1 : 0 )
SC Auetal:   Müller  –  Rauhut, Enzi, Ebeling  –  Adsiz (62. Winkelhake), Feldmann  –  F.Meyer, Bussmann (72. Fels), Struckmeier (46. Wagner)  –  Mahmo, Steinsiek    //    Trainer:  Gregor
Nordstemmen:   Grunow  –  Weiser, Dohmen, Peterke  –  Schneider  –  Bartels, Wintjes, Wiedemann (82. Rosatt)  –  Abdul (84. Ahmedi), Omayrat (71. Thimm), Bauermeister    //    Trainer:  Petzold

Schiedsrichter:    Piet Rehmert  (TuS Wettbergen)
SR-Assistenten:  Marc-Florian Dobler  (TSV Bemerode)   +   Tim Wachowiak  (TuS Wettbergen)
Tore:  1:0 (39.) Dohmen,  2:0 (58.) Schneider

Gelbe Karten:
SC Auetal:          Adsiz (23./ Foul),  Wagner (56./ Foul),  Feldmann (68./ Foul),  unklar (70.)
Nordstemmen:    Abdul (75./ Foul)
Zuschauer:   251 gezählt   //   140 zahlende   (davon 80 aus Auetal)

 

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