Funktionäre entfernen sich von der Basis

Liebe Leserin und lieber Leser, bitte stellen Sie sich folgende Situation vor: Die Fußballer des FC Bayern München spielen am Pfingstmontag das DFB-Pokalfinale und sollen dann keine 50 Stunden später das Endspiel in der Champions League bestreiten. Die Bosse um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß würden rot anlaufen und dann vor Wut platzen. Im Profifußball wäre das unvorstellbar.

Im Fußballkreis Schaumburg ist dieses Szenario allerdings kein Problem. Der SC Auetal spielte gestern das Kreispokalfinale gegen die FSG Pollhagen-Nordsehl/Lauenhagen und steht morgen in der Relegation gegen den SV Uetze 08 auf dem Platz. Kreisvorsitzender Marco Vankann sieht darin keine Wettbewerbsverzerrung, verweist darauf, dass die Spieler einen Sonntag-Dienstag-Rhythmus aus der Saison kennen.

Da kann ich nur mit den Kopf schütteln. Für den SCA geht es um den Pokalsieg und den Aufstieg in die Bezirksliga. Physisch wie psychisch wird dem Team in kürzester Zeit alles abverlangt. Dass der SC Auetal im Finale steht, ist seit dem 10. Mai bekannt. Und auch, dass der SCA die Relegationsspiele erreichen würde, war Anfang Mai sehr wahrscheinlich. Warum ist der Fußballkreis nicht so flexibel und zieht das Endspiel auf den Sonnabend vor? Ich glaube nicht, dass weder der Veranstalter TuSG Wiedensahl noch der Endspielgegner FSG Pollhagen etwas dagegen gehabt hätten.

Unsere Funktionäre entfernen sich mit ihren Entscheidungen immer mehr von der Basis. Das Kreispokalfinale ist der Höhepunkt der Saison. Mehrere Hundert Zuschauer strömen auf den Platz. Da ist der Pfingstmontag ein sehr unglücklicher Spieltermin. Fast alle Spieler müssen für den nächsten Tag Urlaub nehmen. Pfingsten ist für dieses Spektakel ein super Termin. Der Sonnabend oder Sonntag wäre aber viel spielerfreundlicher. Der Spielausschuss bräuchte nur zu Beginn der Saison auf den Bundesliga-Spielplan schauen und dann den Tag des Kreispokalfinales festlegen. Dann würde das Endspiel auch nicht mit dem letzten Spieltag der Bundesliga kollidieren.

Ein weiteres Beispiel: Der SC Auetal fragte drei Wochen vor Saisonende bei Vankann an, wie es sich mit den Sperren nach der 5. Gelben Karte oder einer Gelb-Roten Karte bezüglich der Relegation verhält. Vankann verwies den Verein an den Bezirksspielausschuss und von dessen Vorsitzendem Thorsten Schuschel gab es keine Antwort. Erst mit der Ausschreibung für die Relegationsspiele nach dem letzten Spieltag gab es Klarheit.

Allerdings spricht die Rekordkulisse von 1022 Zuschauern für eine Austragung am Pfingstmontag.

© Schaumburger Zeitung / Sebastian Blaumann

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