Gut wenn man Freunde in der Fremde hat

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Auetaler Osterüberraschung: Drei Neue in der Startelf gegen Steinbergen

170415 Steinbergen-Auetal01Tiefe Sorgenfalten gruben sich in die Stirn von Trainer Marco Gregor. Er dachte an das schwere Auswärtsspiel beim TSV Steinbergen. In der vorigen Saison war es ein Spitzenspiel, Erster gegen Zweiter. Bei brütender Hitze ging unser SCA damals mit 1:3 dort unter. Auch diese Saison haben viele Gegner beim TSV den kürzeren gezogen. Die Aufgabe war alles andere als leicht. Eine lange Verletzten-Liste grüßt hämisch unseren Trainer, dazu zwei Osterurlauber.

Wie soll so etwas gut gehen? Etwa angeschlagene Akteure einsetzen und riskieren, dass sie beim Spiel dann „noch kaputter“ eine Freifahrt Richtung Krankenhaus antreten? „Wir werden elf gesunde Spieler einsetzten“, machte Marco Gregor deutlich. Er sollte Recht behalten. Neben den letzten Aufrechten füllten drei Überraschungsgäste die Mannschaft auf. Genial gelungen! Dank einer guten 2. Halbzeit und starkem Einsatz nahm unser SCA die „Auswärtshürde Steinbergen“ souverän mit 4:0.

170415 Steinbergen-Auetal03Fünf Tage vor dem Spiel kam unserer Mannschaft der rettende Gedanke. „Wir halten Kontakt zu früheren Auetaler Spielern“, berichtet Marcel Diedler. „Sie zogen wegen des Studiums aus Schaumburg fort und spielen bei ortsansässigen Vereinen.“ Also keine fetten Pommes-Fresser vor der Couch, sondern Jungs in Kraft und Saft. Namen gefälligst? Cedric Bussmann und Christoffer Klemme.

Cedric studiert in Göttingen, hat sich dem Sport Club Weende angeschlossen, einem Göttinger Stadtteil-Verein. Christoffer war vorige Saison für Wacker Leipzig am Ball, ist inzwischen nach Göttingen zurückgekehrt. Als beide von dem Hilferuf erfuhren, waren sie spontan bereit, warfen das Handy in die Ecke und putzten ihre Fußball-Schuhe. Jetzt galt es noch, formelle Hürden zu überwinden. Das Ganze war mit heisser Nadel gestrickt. Doch Volker Müller (Spartenleiter) und Jens Kästel (Sportlicher Leiter) zeigten ihre gewohnt geschätzten Qualitäten, wirbelten am Computer und per Autofahrt nach Barsinghausen. Auch der SC Weende Göttingen stimmte dem Zweitspielrecht für Cedric Bussmann netterweise zu. Alles klar? Jawohl, alles klar!170415 Steinbergen-Auetal04

Der Dritte aus der Überraschungskiste war Boris Ocker, ein Leistungsträger unserer 2. Mannschaft. Vom spielerischen her gehört Boris sicherlich ins Kreisliga-Team, kann aber wegen des Studiums nur mäßig trainieren. Kenner der Auetaler Szene wissen, dass Boris gelegentlich aushilft. Doch achten alle darauf, dass er nicht zu oft bei der Ersten mitwirkt und sich nicht festspielt. 

„Gegen Steinbergen ist schwierig zu spielen“, warnte Marco Gregor die Mannschaft vor dem Anpfiff. „Der TSV setzt auf eine kompakte Abwehr, hat viele Spiele mit 1:0 gewonnen. Vorne lauern drei pfeilschnelle Leute.“ Unser Trainer denkt an Krystian Wachta, Felix Mehrens und Michael Mantik, den Neuzugang vom SC Rinteln, der nach Steinbergen in der Winterpause wechselte. War diese Sorge begründet? Lassen wir Sven Mingram sprechen, den Trainer des Gastgebers. „Unsere Stürmer waren heute nicht auf dem Platz.“ Was soviel sagen soll, dass sie im Trikot zwar aufliefen, die gewohnte Gefahr jedoch vermissen ließen. Wir wollen den Steinbergern ihr Talent nicht absprechen. Doch eine alte Fußball-Weisheit sagt, man ist immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt.

170415 Steinbergen-Auetal08Die Geschichte der 1. Halbzeit ist schnell erzählt. Es gab vier Chancen. Vielleicht waren’s auch nur halbe Chancen. Ecke Felix Rauhut, Marcel Diedler nimmt den Ball mutig, drei Meter links vorbei (7.min). Konter Steinbergen, Niklas Dohm hält einen gefährlichen Mantlik-Schuss (42.min). Freistoß von Steinbergens Jannik Sasse an der Strafraumgrenze, vorbei (45.+1 min.).

Gefährlich war der Wind, der mit seinen böigen Attacken beiden Torhütern Probleme machte. Niklas Dohm, an sich ein sicherer Schlussmann, segelte an zwei „Flatter-Flanken“ vorbei. Florian Mehrens hatte es auf der anderen Seite auch nicht einfacher. Eine 35m-Hereingabe von ‚Keule‘ Struckmeier (war es eine Flanke, war es ein Torschuss?) wurde immer länger und konnte von Mehrens nur mit Mühe über die Latte gelenkt werden. Dann war Halbzeit. Die Zuschauer hatten mehr Torszenen erwartet. „Es gibt noch eine 2. Halbzeit“, trösteten sie sich. „Die könne noch fünf Halbzeiten spielen …“, meinte ein resignierter Steinberger und ahnte, dass von seiner Mannschaft nicht viel kommen würde. 170415 Steinbergen-Auetal12

Sven Mingram war mit seinem TSV-Spiel in der Halbzeitpause nicht zufrieden. Man konnte seine Ansprache durchs offene Kabinenfenster verfolgen. „Das Überzahlspiel von Auetal im Mittelfeld müssen wir unterbinden. Auetals Torwart zeigt bei den hohen Flanken Schwächen. Spekuliert darauf, dass ihr im richtigen Moment zur Stelle seid.“ Er hätte goldene Worte wählen können, genutzt hat’s nichts. Niklas Dohm zeigte in der 2. Halbzeit eine fehlerfreie Partie … und Auteal machte eiskalt die Tore.

In der 55.min schlug der Überraschungsgast aus Göttingen erstmals zu. Alexander Enzi hatte aus 22m. abgezogen. Torwart Felix Mehrens ließ den Ball nach vorne abklatschen. Das freute Cedric Bussmann, der zuerst zur Stelle war und zur Auetaler Führung abstaubte. Der mitgereiste Anhang, es mögen 30 Fans gewesen sein, jubelte begeistert. Zwei Minuten später zeichnet sich erneut Cedrik Bussmann aus und flankt vors Tor. Samer Mahmo bekommt zu wenig Druck auf den Ball, Torwart Felix Mehrens hält.

170415 Steinbergen-Auetal13Auch der zweite „Mann aus der Fremde“ machte auf sich aufmerksam. In der 60.min bringt Christoffer Klemme den Ball in den Strafraum. Samer Mahmo, der Tormaschine in der Kreisliga, steht frei und trifft zum 2:0. Die Weichen sind aus Auetaler Sicht auf Sieg gestellt …

Neun Minuten später sorgt eine Standardsituation fürs 3:0. Ecke Marcel Diedler von rechts, Flugkopfball Cedric Bussmann. Drin! Der Mann aus Göttingen hat seine volle Power mitgebracht. Sie irren, liebe Leser, wenn Sie nun meinen, die Steinberger Spieler würden vom Liegestuhl aus tatenlos dem Auetaler Wirbel zusehen. Auch der TSV hatte Möglichkeiten. Ein gefährlicher Schuss von Maximilian Bartels geht knapp drüber (74.min). Ein Sasse-Freistoß von der Strafraumgrenze (ähnlich wie in der 1. Halbzeit) verfehlt das Ziel nur knapp.

Als alle schon den offiziellen „0:3 Endstand“ erwarteten, setzen die Auetaler Spieler noch einen drauf. Mit einem Steilpass überlistet ‚Major‘ Meyer die Steinberger Abseitsfalle. Tobi Feldmann läuft alleine auf das Tor zu, lässt sich diese Chance nicht nehmen und versenkt zum 0:4.170415 Steinbergen-Auetal14

Nach dem Schlusspfiff kamen ehrliche Glückwünsche vom Steinberger Gastgeber. „Bei uns ging heute nichts. Wir hätten noch eine Stunde weiterspielen können … ohne Erfolg. Ihr habt souverän gewonnen.“ Auch Sven Mingram, Steinbergens Trainer, lobte die SCA-Akteure. „Ihr habt gut gestanden und wenig zugelassen. Zu den Toren haben wir euch eingeladen.“

Der trinkfeste Teil des Auetaler Anhangs versammelte sich noch im Gemeinschaftsraum des Sportplatzes und fachsimpelte über Fußball. Trotz des deutlichen Ergebnisses wurden die Hochachtung und Respekt der Mannschaften zueinander deutlich und zeigten, dass zwischen dem TSV Steinbergen und unserem SC Auetal eine sympathische Verbundenheit besteht. So soll es sein!

 

170415 Steinbergen-Auetal15S t a t i s t i k :

TSV Steinbergen  –  SC Auetal    0 : 4    ( 0 : 1 )
TSV Steinbergen:  Florian Mehrens  –  Franchi, Strottmann, Missal, Steep (65. Babakin)  –  Sasse, Mieruch (75. Kasseck)  –  Bartels  –  Mantik (83. Mielke),  Felix Mehrens, Wachta    //    Trainer:  Mingram
SC Auetal:  Dohm  –  Rauhut, Enzi, Diedler  –  Ocker, JF Meyer  –  Feldmann, Bussmann, Struckmeier  –  Klemme (65. Fels), Mahmo    //     Trainer:  Gregor

Schiedsrichter:  Alexander Sieker  (SC Deckbergen-Schaumburg)
SR-Assistenten:  Sven Brinkmann  (FC Hevesen)  +  Franziska Rödel  (VfL Bückeburg)

Tore:  0:1 (55.) Bussmann,  0:2 (60.) Mahmo,  0:3 (69.) Bussmann,  0:4 (90.+2) Feldmann
Gelbe Karten:    Steinbergen: –    ///    Auetal:  Mahmo (89./ Reklamieren),  Bussmann (89./ Freistoßabstand)
Zuschauer:  73

 

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